Teuerung bremst Tourismusboom

Die Buchungszahlen im internationalen Reiseverkehr gehen seit dem Ende der meisten Corona-Beschränkungen durch die Decke. Einem ausgesprochen kräftigen Sommergeschäft stehen allerdings starke Preissteigerungen gegenüber. Inflationsbereinigt dürften die Umsätze in der Tourismusbranche nicht ganz so intensiv zulegen.

 

 

Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie sind dem Tourismus wieder Tür und Tor geöffnet. Spätestens seit der weitgehenden Aufhebung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens im Frühjahr dieses Jahres sind die Buchungszahlen im internationalen Flugverkehr massiv in die Höhe geschnellt. Bemerkbar macht sich das vor allem an den teils chaotischen Zuständen in vielen europäischen Flughäfen.


Spannend bleibt vor allem der Blick auf die Sommermonate. Denn die eigentliche Hochsaison hat gerade erst begonnen. Setzt sich der Trend des Tourismusboom wie erwartet fort, könnte dies in ganz Europa einen wichtigen konjunkturellen Impuls auch für das laufende dritte Quartal liefern. Dieser dürfte auch notwendig sein, um ein Gegengewicht zu dem bereits schwächelnden Industriesektor zu bilden und so eine möglicherweise drohende technische Rezession – also zwei Rückgängen des BIP in Folge – in mehreren Euroländern zu verhindern.

Die Sorgen vor einem Dämpfer im Tourismusgeschäft haben zuletzt jedoch markant zugenommen. Das zeigen u.a. die Umfrageergebnisse aus den Einkaufsmanagerbefragungen von S&P Global vom Juni. Der merklich gesunkene Indexwert auf nunmehr 53,0 Zählern signalisiert nur noch einen verhalten optimistischen Blick nach vorne. Dabei finden die teils chaotischen Flughafenzustände, die überwiegend eine Folge eines ausgeprägten Personalmangels sind, noch nicht einmal Erwähnung.

 

Die Sorgen drehen sich vielmehr um die überaus starke und anhaltende Teuerung. Seit Monaten eilt die Inflationsrate im Euro-Raum von Rekord zu Rekord. Im Juni lag die jährliche Rate bei 8,6%. Zwar dürften die zu erwartenden stark steigenden Besucherzahlen für ebenso deutliche Zuwächse bei den Absatzzahlen in der Tourismusbranche sorgen. Bereinigt um die markanten Preissteigerungen werden die realen Umsatzzuwächse aber merklich gemäßigter ausfallen. Genau diese deflationierten Zuwachsraten sind jedoch entscheidend für die Messung der konjunkturellen Entwicklung.

 

Darüber hinaus könnte sich der Tourismusboom bereits ab dem vierten Quartal 2022 wieder ein gutes Stück abkühlen. Denn bis dahin sollten die markant gestiegenen Lebenshaltungskosten den finanziellen Spielraum vieler Haushalte überwiegend ausgereizt haben. Der ursprünglich angenommene kräftige Post-Corona-Tourismusboom dürfte vor diesem Hintergrund somit nicht mehr ganz so intensiv ausfallen.

-- Matthias Schupeta