EWU-Inflationsrate eilt von Rekord zu Rekord
Die Inflationsrate im Euro-Raum hat im Juni ein neues Rekordhoch erreicht. Vor allem die hohen Energiepreise treiben den Kostendruck. In den nächsten Monaten wird die Inflation weiterhin hoch bleiben.
Die Inflationsrate im Euro-Raum – gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) – ist im Juni von 8,1 auf 8,6% gestiegen und markiert damit ein neues Allzeithoch. Abermals lieferten die Energiepreise den größten Beitrag zum Preisanstieg. Aber nicht nur die Energie verteuerte sich sehr stark. Auch für Nahrungsmittel und industrielle Güter mussten die Verbraucher im Juni deutlich mehr zahlen. Allein die Preissteigerungsrate bei den Dienstleistungen ging leicht von 3,5% auf 3,4% zurück.
Auf Länderebene verzeichneten nur die Inflationsraten in Deutschland und in den Niederlanden einen Rückgang. In Deutschland sorgten die staatlichen Entlastungsmaßnahmen mit Tankrabatt und 9-Euro-Ticket dafür, dass die Teuerungsrate im Juni leicht von 8,7% auf 8,2% sank. In Frankreich stieg die Inflationsrate dagegen von 5,8% auf 6,5%, in Italien von 7,3% auf 8,5% und in Spanien sogar von 8,5% auf 10,0% an. Der Preisauftrieb steht damit auf einer breiten Basis, sowohl was die einzelnen Gütersegmente im Warenkorb als auch was die Entwicklung in den großen Ländern anbelangt.
Die Inflationsrate im Euro-Raum wird wohl auch in den kommenden Monaten auf einem hohen Niveau bleiben. Zwar bremst die staatlich indizierte Entlastung in Deutschland auch im Juli und August etwas den Preisauftrieb. Mit dem Auslaufen der Entlastungsmaßnahmen entfällt dieser Effekt aber im September. Danach dürfte die deutsche Teuerungsrate wieder höher tendieren. Die preistreibenden Effekte von der Energieseite sollten sich bis Ende 2022 etwas mäßigen, sofern Energie-Lieferbeschränkungen – insbesondere im Bereich Erdgas – nicht zu einer Verknappung und damit zu noch einmal höheren Preisen führen. Im Bereich der industriellen Güter, der Dienstleistungen und der Nahrungsmittel bleibt der Preisdruck wohl erst einmal erhöht. Die Lieferkettenprobleme, die gestiegenen Erzeugerpreise in vielen Bereichen und ein anziehender Lohndruck sind die maßgeblichen Gründe. Dies wird auch von einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts gestützt. Damit könnte sich der Handlungsdruck auf die Europäische Zentralbank noch weiter erhöhen.
-- Dr. Christoph Swonke