USA: Starker Beschäftigungsaufbau kontra Rezession im Sommer

Die Zahl der Beschäftigten ist im Juni erneut deutlich gewachsen. Dies spricht zumindest kurzfristig gegen eine Rezession in den USA. 
 

 

Die Rezessionsängste nehmen zu. Der jüngste Arbeitsmarktbericht kann aber immerhin die Sorgen, dass die US-Wirtschaft unmittelbar vor einem Konjunkturabschwung stehen könnte, deutlich dämpfen. Der Beschäftigungsaufbau fiel im Juni mit +372.000 Stellen gegenüber dem Vormonat ähnlich stark aus wie in den vorherigen Monaten. Erneut stellten vor allem die Dienstleister viele neue Mitarbeiter ein – im Juni ragte der Gesundheitssektor mit einem besonders kräftigen Personalzuwachs hervor. Aber auch im Verarbeitenden Gewerbe nahm die Beschäftigung zu. Die Arbeitslosenquote blieb währenddessen mit 3,6% auf sehr niedrigem Niveau. Die letzten Zahlen zu den offenen Stellenausschreibungen bestätigten zudem, dass die Arbeitskräftenachfrage weiterhin riesig ist. Das Lohnwachstum blieb daher mit etwas über 5% gegenüber dem Vorjahresmonat recht kräftig.


Die derzeit sehr gute Entwicklung der Beschäftigung dürfte sich positiv auf den Konsum auswirken und den Unternehmen zudem helfen, ihre Kapazitäten auszuweiten. Damit stützt die Arbeitsmarktlage die Wirtschaft in der aktuell schwierigen Phase. Eine Rezession kann daher zumindest in den nächsten Monaten wohl vermieden werden: Die Wirtschaftsleistung dürfte stattdessen moderat zulegen und auch das Komitee des National Bureau of Economic Research (NBER), das die Zeitpunkte von Wirtschaftskrisen festhält, dürfte die momentane Konjunkturlage angesichts der Entwicklung am Arbeitsmarkt nicht als Rezession definieren. Dafür bräuchte es einen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten auf breiter Basis – zu dem in der Regel auch ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosenzahl gehört.


Dennoch sind die Aussichten für die US-Wirtschaft auf mittlere Sicht eindeutig getrübt. Besonders die hohe Inflation und die aggressiven Leitzinserhöhungen durch die Fed sprechen für ein „hard landing“ der US-Wirtschaft. Eine leichte Rezession dürfte aber erst in der ersten Jahreshälfte 2023 anstehen, denn die restriktive Geldpolitik wirkt erst mit Verzögerung auf die Realwirtschaft. Eine Investitionszurückhaltung der Unternehmen wird dann voraussichtlich einen Anstieg der Arbeitslosenquote hervorrufen. Dieser wird aber wohl vergleichsweise mild ausfallen. Schließlich dürften die Unternehmen gelernt haben, dass es wichtig ist, auch in Krisenzeiten einen größeren Teil der Belegschaft zu halten, um im anschließenden Aufschwung starke Personalengpässe zu vermeiden.


-- Alexander Buhrow