EZB-Obere lassen das Jahr ruhig ausklingen

Die EZB belässt den Einlagesatz zum Jahresausklang unverändert bei 2%. Notenbank-Obere sehen sich geldpolitisch weiterhin gut positioniert

 

Das Bild zeigt eine Grafik zur Inflationsrate von 2021 bis 2027. Es gibt einen Höhepunkt in der Inflation in den Jahren 2022 und 2023, gefolgt von einem Rückgang. Die derzeitige Projektion der Europäischen Zentralbank (EZB) deutet darauf hin, dass die Inflationsrate bis 2026/2027 unter die Zielmarke von 2% fallen wird. Verschiedene Linien repräsentieren die gesamteuropäische Inflation, die Erwartungen der Notenbank und die Inflationsprognosen der EZB.

 

Bei ihrer letzten Zusammenkunft in diesem Jahr haben die europäischen Währungshüter beschlossen, den geldpolitischen Kurs nicht anzupassen. Somit verbleibt der Einlagesatz bei 2%. Im geldpolitischen Statement wird weiterhin darauf verwiesen, dass über das weitere geldpolitische Vorgehen in Abhängigkeit der Datenlage entschieden werde. Wohl unter dem Eindruck der Aufwärtsrevision des Wachstumsausblick haben die 2J Bundrenditen in einer ersten Reaktion etwas Auftrieb erfahren. Im Zuge der Pressekonferenz haben die Renditen am kurzen Ende wieder etwas niedriger tendiert, da Lagarde keine Hinweise darauf geliefert hat, dass der nächste Zinsschritt eine Erhöhung sein könnte. Vielmehr sehen sich die Notenbank-Oberen mit der aktuellen geldpolitischen Ausrichtung nach wie vor gut positioniert. Angesichts eines von hoher Unsicherheit geprägten Umfelds, sei der EZB-Chefin zufolge eine Forward Guidance für den Leitzins nicht angemessen.

 

EZB beurteilt die Wachstumsaussichten etwas zuversichtlicher

Im Rahmen der Dezember-Sitzung wurden die überarbeiteten Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung veröffentlicht. Angesichts einer soliden Binnennachfrage wurde der Ausblick für die konjunkturelle Entwicklung der Eurozone im kommenden Jahr auf 1,2% von zuvor 1% nach oben revidiert. Für die weiteren Projektionshorizonte wird darüber hinaus eine solide konjunkturelle Entwicklung skizziert. Die EZB-Stabsmitarbeiter rechnen aufgrund hartnäckiger Dienstleistungspreise im kommenden Jahr mit einem etwas stärkeren Preisauftrieb. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang, dass die Notenbank für die nächsten beiden Jahre aber weiterhin von einer Teuerungsrate unterhalb des EZB-Zielwertes ausgeht. Für den Zeithorizont 2028 rechnet die Notenbank dann wieder mit einer Teuerungsrate im Einklang mit dem EZB-Ziel von 2%. Ein Aspekt, der nach Einschätzung der Notenbank einen Anstieg der Teuerungsrate zum Ende des Projektionszeitraums stützen sollte, ist die Einführung des europäischen Emissionshandelssystems (ETS2). 

 

EZB sieht sich gut positioniert – Zinsänderung wurde heute nicht thematisiert

Angesichts der jüngsten Äußerungen von EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel fragten die Pressevertreter kritisch nach, ob der nächste Zinsschritt der Notenbank eine Erhöhung sein könnte. Lagarde betonte in diesem Zusammenhang, dass die Notenbank aktuell gut positioniert sei. Zugleich hob sie hervor, dass dies nicht bedeute, dass die Geldpolitik statisch sei, sondern dass weiterhin alle Handlungsoptionen offen seien. Aufgrund des von hoher Unsicherheit geprägten Umfelds könne die Notenbank gegenwärtig keine Forward Guidance geben. Im Zuge der heutigen Zusammenkunft sei weder über eine Zinserhöhung noch über eine Zinssenkung gesprochen worden.

 

Während der Pressekonferenz wurde Lagarde auch um eine Einschätzung zu den möglichen Kandidaten für ihre Nachfolge gebeten. Die EZB-Chefin entgegnete in diesem Zusammenhang, dass es viele geeignete Kandidaten gebe. In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass die Amtszeit der EZB-Chefin noch bis Oktober 2027 andauert. Zeitnaher muss eine Nachfolge für EZB-Vize Luis de Guindos gefunden werden. Dessen Amtszeit endet im Mai kommenden Jahres.

 

Die heutige EZB-Ratssitzung hat keine Hinweise darüber geliefert, in welche Richtung sich der Leitzins in den kommenden Monaten entwickeln könnte. Sollte sich der von der Notenbank skizzierte Ausblick einer sich belebenden wirtschaftlichen Entwicklung ohne damit einhergehenden Inflationsdruck bestätigen, dürfte das Leitzinsniveau noch für geraume Zeit auf dem gegenwärtigen Niveau verbleiben.

- Christian Reicherter