Euro-Indikator: Erholung auf dem Prüfstand

Ein klarer konjunktureller Aufschwung ist weiterhin nicht in Sicht. Positive Impulse, beispielsweise aus dem Dienstleistungssektor oder vom Aktienmarkt, waren im September in der Unterzahl. Eine schwächere Liquiditätsversorgung und schlechte Zahlen aus Industrie und Bau verschlechtern das Bild. Der Euro-Indikator gab im September zum zweiten Mal in Folge nach.

 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die wirtschaftliche Indikatoren für das Eurogebiet zeigen. 

**Linkes Diagramm:**
- **Titel:** "Euro-Indikator: Zähe Stabilisierung"
- **Beschreibung:** Unterschiede im Wirtschaftswachstum des Eurogebiets über einen Zeitraum von 2013 bis 2025.
- **Wichtige Details:**
  - **Darstellung:**
    - Linien für das Wachstum des BIP des Eurogebiets (**blaue Linie**, Prozentveränderung im Vergleich zum Vorjahr).
    - Eine **braune Linie** repräsentiert den Euro-Indikator.
  - **Beobachtungen:**
    - Es zeigt, dass zwischen 2020 und 2021 ein markanter Rückgang und anschließender dramatischer Anstieg des BIP-Wachstums verzeichnet wurde.
    - Der Zeitraum danach bis 2025 zeigt eine stabilere, aber immer noch volatile Entwicklung.

**Rechtes Diagramm:**
- **Titel:** "Für belastbaren Aufschwung fehlt die Breite"
- **Beschreibung:** Darstellung des Euro-Indikator Index von 2013 bis 2025.
- **Wichtige Details:**
  - **Darstellung:**
    - Eine **orangenfarbene Linie** zeigt die Entwicklung des Euro-Indikators im Verhältnis zu einem Index-Basiswert von 2000 bis 100.
  - **Beobachtungen:**
    - Es zeigt periodische Höhen und Tiefen des Indikators, mit einer besonders signifikanten Delle zwischen 2019 und 2020.
    - Obwohl der Euro-Indikator sich nach 2020 erholt, fehlt es offensichtlich an einem vollständigen Aufschwung in der wirtschaftlichen Breite bis 2025.

**Zusammengefasst:**
- Die Diagramme vermitteln ein Bild, bei dem das Eurogebiet zwar Stabilisierungstendenzen zeigt, jedoch Schwierigkeiten hat, einen nachhaltigen und breiten wirtschaftlichen Aufschwung zu erreichen.

 

Der Euro-Indikator der DZ BANK ist im September erneut leicht gesunken und liegt nun bei 97,7 Punkten. Nach dem leichten Minus im August ging die Messzahl um weitere 0,1% zurück, während sich die Vorjahresrate auf 1,5% abschwächte. Damit setzt sich das seit dem Frühjahr erkennbare Muster aus kurzen Aufhellungen und nachfolgenden Korrekturen fort. Der Eindruck einer zähen Stabilisierung bleibt bestehen. Von einem klaren Abschwung kann angesichts robuster Dienstleistungen aber noch nicht gesprochen werden. Für einen belastbaren Aufschwung fehlt jedoch weiterhin die Breite.

 

Vom Finanzbereich kam im September ein gemischtes, leicht bremsendes Signal. Die Aktienmärkte des Euroraums lagen im Monatsdurchschnitt knapp über dem Wert des Vormonats und lieferten somit einen minimal positiven Beitrag zum Gesamtindex. Dem stand jedoch eine persistente Inversion der Zinsstrukturkurve entgegen. Der Abstand zwischen den Renditen zehnjähriger Staatsanleihen und dem Dreimonatssatz blieb mit rund -0,8 Prozentpunkten konstant und ist ein Zeichen für eine konjunkturelle Dämpfung. Zugleich verlor die reale Geldmenge weiter an Schwung. Somit reicht der Rückenwind über die Finanzierungs-, Vermögens- und Liquiditätskanäle nicht aus, um die zyklische Ermüdung zu überdecken.

 

Die Umfragedaten bleiben gemischt, sind in Nuancen aber freundlicher. So fiel der Industrie-Einkaufsmanagerindex auf 49,8 Punkte und lag damit knapp unter der Expansionsschwelle, während der Dienstleistungs-PMI auf 51,3 zulegte und die gesamtwirtschaftliche Stimmung stützte. Auffällig ist die deutliche Aufhellung der industriellen Produktionserwartungen. Die Unternehmen melden eine klare Verbesserung gegenüber August. Das Konsumentenvertrauen stieg auf -14,9 Punkte, liegt jedoch weiterhin deutlich unter dem langjährigen Mittel. Damit bestätigt sich die Asymmetrie: Die Unternehmen rücken näher an eine moderate Expansion heran, während die Haushalte angesichts der Unsicherheit und Verschlechterung der Arbeitsmarktlage noch nicht die Rolle des Wachstumstreibers übernehmen.

 

Bei den „harten“ Indikatoren überwog der Gegenwind. So verschlechterte sich der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe weiter und signalisiert eine zähe Nachfrage, besonders aus dem Ausland. Die Zahl offener Stellen blieb rückläufig, wenn auch weniger stark als im August. Dies mildert die Situation, ersetzt jedoch keine neue Beschäftigungsdynamik. Die Baugenehmigungen gaben nach dem „Zwischensprint“ im Vormonat wieder nach.

 

Insgesamt erklärt sich so der zweite Monatsrückgang des Euro-Indikators: Positive Signale vom Aktienmarkt und aus dem Dienstleistungssektor werden von einer verschlechterten Liquiditätsversorgung und schwachen Ist-Zahlen aus Industrie und Bau konterkariert. Solange die Breite der positiven Impulse fehlt, wird der Euro-Indikator wohl weiter seitwärts tendieren. Erst ein nachhaltiger Sprung des Industrie-PMI in die Expansionszone bei gleichzeitig anziehenden Auslandsaufträgen würde den Übergang zu einer belastbaren Erholung markieren.

 

-- Matthias Schupeta