European Defense Bonds – ein neues Anleihelabel
BPCE SA begibt heute die erste Bankanleihe, die das Label European Defense Bond trägt. Dieses Label wurde von der Euronext entwickelt und soll Investoren dabei helfen, Bonds zu identifizieren, die „mit den europäischen Prioritäten bei Verteidigung, Sicherheit und strategischer Autonomie“ übereinstimmen.“
Bei diesen Anleihen gibt es bestimmte Anforderungen, was finanziert werden soll und was nicht finanziert werden darf. So müssen mindestens 85% der Nettoerlöse aus der Emission der Finanzierung von Verteidigung, Sicherheit oder qualifizierten Dual-Use Projekten (sowohl für militärischen als auch nicht militärischen Gebrauch nutzbare Projekte, sofern sie dem Zweck der europäischen Verteidigung und Sicherheit dienen) in Europa oder mit direktem Nutzen für Europa dienen. Bis zu 15% der Nettoerlöse dürfen der Finanzierung anderer Aktivitäten dienen, die allerdings nicht den strategischen Zielen der EU zuwiderlaufen dürfen.
Es gibt dabei keine Zertifizierung durch einen externen Dritten. Stattdessen erklärt der Emittent beim Listing der Anleihe an der Euronext, dass es ein European Defense Bond ist und bestätigt, dass alle daran gestellten Anforderungen erfüllt sind. Die Prüfung durch die Euronext beschränkt sich ausschließlich auf die formale Richtigkeit und Vollständigkeit der Selbsterklärung.
Bezüglich der Struktur oder der Rangigkeit der Anleihen gibt es keinerlei Einschränkungen. Entsprechend können grundsätzlich besicherte und unbesicherte Senioranleihen, Nachrang- und Hybridanleihen, Wandelanleihen oder auch ABS-Anleihen das Label erhalten, so sie denn die Anforderungen erfüllen.
Da es sich um ein rein privatwirtschaftliches Label handelt und nicht um eine gesetzlich verankerte Definition, die in irgendeiner Form zu einer Privilegierung dieser Anleihen beim Investor führt, sehen wir zunächst keinen Grund, warum diese Anleihen zu einem besonderen Auf- oder Abschlag relativ zu herkömmlichen Bonds handeln sollten. Für ESG-Investoren dürften diese Bonds wohl eher nicht in Frage kommen. So scheiden derartige Anleihen nach Einschätzung der ICMA zwar nicht per se als nachhaltige Anleihen aus. Dennoch dürften Probleme, wie die Nachverfolgbarkeit produzierter Waffen, dagegensprechen. Nur für den Fall, dass europäische Investoren nennenswerte Teile ihres Anlagevermögens explizit dem Ziel der Finanzierung der europäischen Verteidigung widmen sollten, könnte dies zu einem Spreadabschlag analog zu dem Greenium bei nachhaltigen Anleihen führen.
-- Oliver Piquardt