Bruttoinlandsprodukt Deutschland: Nach der Revision ist vor der Revision!

Der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts für Deutschland im zweiten Quartal 2025 wurde von -0,1 auf -0,3% revidiert. Zudem wurden Details zu den deutlichen Revisionen der Vorjahre bekanntgegeben.

 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland über die Jahre 2023 und 2024 hinweg analysieren.

**Links im Bild**:
- **Titel:** Schwächere Quartale in 2023 und 2024
- **Diagramm:** Zeigt den vierteljährlichen Prozentsatz des Wirtschaftswachstums (BIP) beider Jahre.
- **Linien:** Es gibt zwei Linien, die das BIP vor der Revision und das BIP nach der Revision darstellen.
- **Beobachtungen:** Die Linien schwanken stark, wobei die Abweichung vom ursprünglichen Wachstumspfad sichtbar wird.

**Rechts im Bild**:
- **Titel:** Deutliche Revision der Jahresergebnisse
- **Balkendiagramm:** Vergleicht das BIP-Wachstum in Prozent für die Jahre 2021, 2022, 2023 und prognostiziert für 2024 mit der Revision.
- **Farbcodierung:**
  - **Blau** für neuere BIP-Erwartungen (nach Revision)
  - **Orange** für ursprüngliche BIP-Erwartungen (alt)
- **Beobachtungen:**
  - Es gibt eine besonders starke positive Revision für 2021.
  - Die Prognosen für 2022 und folgende Jahre zeigen einen signifikanten Rückgang, der die Unsicherheiten und Herausforderungen der wirtschaftlichen Lage unterstreicht.

**Zusammenfassung**:
Das Bild deutet auf eine schwächelnde Wirtschaftsentwicklung in den kommenden Jahren hin mit mehreren Revisionszyklen, die wichtig für Wirtschaftsexperten, Investoren und politische Entscheidungsträger sind, um die Zukunft der deutschen Wirtschaft zu navigieren.

 

Das Statistische Bundesamt hat das Ergebnis der Schnellmeldung zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal 2025 nach unten korrigiert. Statt der bisher gemeldeten -0,1 % zum Vorquartal ist die deutsche Wirtschaft nun sogar um -0,3 % gesunken. Grund für die Abwärtskorrektur war die schlechtere Entwicklung der Industrieproduktion im Juni, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Schnellschätzung noch nicht vorlag. Die wirtschaftliche Schwäche hält somit nicht nur an, sondern hat sich sogar noch einmal leicht verschärft.

 

Was die Details auf der Verwendungsseite des BIP angeht, so stiegen im zweiten Quartal die privaten Konsumausgaben leicht und der Staatskonsum spürbar. Für einen starken Dämpfer sorgten die Investitionen: Die Ausrüstungsinvestitionen sanken im Vergleich zum Vorquartal um 1,9 %, die Bauinvestitionen sogar um 2,1 %. Auch der Außenbeitrag dämpfte, da die Exporte mit dem Wegfall der zollbedingten Vorzieheffekte leicht sanken, während die Importe zulegten.

 

Die „kleine” Revision des Quartalsergebnisses folgt der großen Revision der vergangenen Jahre, die vom Statistischen Bundesamt bereits angekündigt worden war, die bereits bei der Schnellschätzung vor gut drei Wochen verkündet, aber nicht näher erläutert wurde. Während die Zuwachsrate des preisbereinigten BIP für die Jahre 2021 und 2022 leicht nach oben revidiert wurde, gab es für 2023 und 2024 deutliche Abwärtsrevisionen der realen Wirtschaftsaktivität.

 

Nun wurden dazu mehr Details bekannt gegeben. So wurden Strukturstatistiken für den Unternehmensbereich, die erst 18 Monate nach Beendigung des Berichtsjahres vorliegen, in die Quartalsberechnung des BIP integriert. Diese Statistiken, wie beispielsweise die Kostenstrukturerhebung oder die Investitionserhebung, enthalten „detaillierte Meldungen der in Deutschland ansässigen Unternehmen zu ihren Umsätzen, ihren Investitionen sowie ihren Kosten. Gerade die Kenntnis über die Kostenstruktur der Unternehmen ist wichtig für die Berechnung der Bruttowertschöpfung“. Insbesondere im Bereich der Bruttoanlageinvestitionen führten die neu vorliegenden Strukturstatistiken in den Jahren 2023 und 2024 zu deutlichen Anpassungen nach unten. Zudem erfolgten Anpassungen bei der Preisbereinigung des Bruttoinlandsprodukts. Dies hat insbesondere im Hochinflationsjahr 2023 zu einer Abwärtsrevision des preisbereinigten BIP geführt.

 

Insgesamt zeigt sich somit erneut das Spannungsfeld, in dem sich die amtliche Statistik bewegt. Einerseits soll sie zeitnah Daten zur wirtschaftlichen Lage und Entwicklung liefern, andererseits beruhen sowohl die Schnellschätzungen als auch die späteren Meldungen auf einem unvollständigen Datenkranz. Das erhöht die Revisionsanfälligkeit nachträglich. Dies stellt nicht nur eine Herausforderung für die Arbeit der Statistiker im Bundesamt dar, sondern erschwert auch die Arbeit der volkswirtschaftlichen Analysten und Prognostiker, da sich die Basis für die Analyse stetig ändert.

 

-- Dr. Christoph Swonke