Europäische Bankaktien bleiben auch nach der Kursrally interessant
Europäische Bankaktien haben eine hervorragende Kursentwicklung im laufenden Jahr hingelegt. Wir gehen von einem sich verlangsamenden Kursanstieg der von uns beobachteten Bankaktien für den Rest des Jahres aus. Steigende Erträge und weiterhin hohe Ausschüttungen in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen sollten die wichtigsten Treiber bleiben, die inzwischen angestiegene Bewertung sollte einen bremsenden Effekt haben.

Europäische Bankaktien haben im bisherigen Jahresverlauf eine herausragende Kursentwicklung hingelegt, der europäische Bankenindex EURO STOXX Banken ist um 60% gestiegen und hat damit klar den Markt geschlagen. Der wichtigste Grund für die gute Kursentwicklung der von uns verfolgten Bankaktien war u.E. eine besser als erwartete Gewinnentwicklung, die v.a. auf eine gute Ertragsentwicklung zurückzuführen ist. Insbesondere der Zinsüberschuss hat sich überraschend gut entwickelt.
Die spannende Frage ist, ob jetzt die Zeit für Gewinnmitnahmen gekommen ist, oder ob die Kurse der Bankaktien ihre gute Kursentwicklung fortsetzen. Wir sehen folgende Kurstreiber für die von uns verfolgten europäischen Bankaktien: 1) Die positive Ertragsentwicklung sollte im zweiten Halbjahr anhalten, die Banken haben alle ihre Gewinnprognosen für das Gesamtjahr bestätigt bzw. angehoben. Insbesondere der Zinsüberschuss entwickelt sich trotz der Zinssenkungen der EZB stabiler als noch zu Beginn des Jahres gedacht. 2) Das konjunkturelle Umfeld bleibt trotz der eingeführten US-Zölle stabil und sollte sich im nächsten Jahr sogar verbessern (Euroraum BIP 2025 DZe: +0,6%, 2026 DZe: +1,0%). Das deutsche Investitionsprogramm spielt hier eine wichtige Rolle, da es weitere private Investitionen nach sich ziehen sollte – das würde c.p. mit einer steigenden Kreditnachfrage einhergehen und den Zinsüberschuss weiter stützen, der auch von einer steileren Zinskurve profitiert. 3) Die Banken haben gut bis sehr gut beim europäischen Stresstest abgeschnitten, d.h. weiteren hohen Ausschüttungen in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen sollte zumindest von der regulatorischen Seite nichts im Wege stehen. Ein bremsender Faktor stellt die Bewertung der europäischen Bankaktien dar. Notierten die europäischen Bankaktien im Schnitt mit einer Kurs/Buchwert-Bewertung von 0,8x zu Jahresbeginn, notieren sie aktuell mit 1,2x (auf Basis der geschätzten Buchwertentwicklung in 12 Monaten). Die Profitabilität in Form der prognostizierten Eigenkapitalrendite ist im gleichen Zeitraum weniger stark gestiegen, d.h. europäische Bankaktien werden heute mit höheren Bewertungskennzahlen als noch zu Beginn des Jahres gehandelt (das durchschnittliche KGV hat sich von 7x auf 10x erhöht).
Wir gehen nicht davon aus, dass die Kurse der europäischen Bankaktien im zweiten Halbjahr im gleichen Tempo wie im ersten Halbjahr steigen – dafür ist die Bewertung inzwischen zu hoch. Wir sehen aber weiteres Kurspotenzial für die von uns verfolgten europäischen Bankaktien, steigende Gewinne und hohe Ausschüttungen sollten die entscheidenden Treiber sein. Das größte Risiko ist u.E. eine deutliche wirtschaftliche Abschwächung in Europa mit weiteren Zinssenkungen der EZB.
-- Dr. Philipp Häßler