EU-Banken bestehen „Zoll-Stresstest“

Stresstestergebnisse demonstrieren Widerstandsfähigkeit der EU-Banken, in einem Stressszenario können Verluste von 547 Mrd. Euro über drei Jahre verkraftet und dennoch eine durchschnittliche CET1 Quote von 12,06% beibehalten werden.
 

Am Freitag hat die EBA die Ergebnisse ihres Bankenstresstests veröffentlicht. Im Stressszenario sollten 64 Banken auf ihre Widerstandsfähigkeit in einem Umfeld, welches durch eskalierende geopolitische Risiken, insbesondere im Nahen Osten, und eine weltweit protektionistische Handelspolitik mit entsprechenden Zöllen gekennzeichnet ist, geprüft werden. Das Stressszenario beinhaltete eine Rezession in Kombination mit höheren Energiepreisen, gestörten Lieferketten und einer daher deutlich anziehenden Inflation und entsprechend höheren Zinsen. Zudem wurden ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit, ein Rückgang der Häuser- und Gewerbeimmobilienpreise sowie massive Korrekturen an den Aktienmärkten und signifikante Ausweitungen der Creditspreads unterstellt.

 

Obwohl im Stressszenario Verluste von insgesamt 547 Mrd. Euro über drei Jahre entstanden, lag die durchschnittliche CET1 Quote Ende 2027 bei 12,06%. Dabei half, dass die Banken im Vergleich zum letzten Stresstest höhere Zins- und Provisionserträge generierten, die dazu beitrugen, den Rückgang der CET1 Quote auf durchschnittlich 370 Basispunkte (Bp.) zu begrenzen.  

 

Die aggregierten Ergebnisse des diesjährigen Stresstests dürften die wenigsten Marktteilnehmer überrascht haben. Angesichts der bis Ende 2024 nochmals leicht ausgebauten Eigenkapitalquoten und der deutlich erholten Rentabilität verfügten die EU-Banken über eine gute Ausgangsbasis. Zwar müssten 17 Banken im Stressszenario ihre Ausschüttungen einschränken und eine Bank würde ihre Vorgabe für die Leverage Ratio unterschreiten, angesichts der Schärfe des vorgegebenen Szenarios ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies in der Realität eintritt, aber relativ gering. Dementsprechend gab es am Montag auch keinerlei Spreadreaktionen auf die veröffentlichten Ergebnisse, auch nicht bei den Banken, die eher am unteren Ende abgeschnitten haben. Dennoch dürfte es im aktuellen Umfeld, welches in Grundzügen das Stressszenario widerspiegelt, mit geopolitischen Spannungen im Nahen Osten, vor allem aber der aggressiven und protektionistischen Handelspolitik der USA, beruhigen, dass selbst im Falle einer deutlichen Verschärfung des wirtschaftlichen Umfelds nahezu alle EU-Banken in der Lage wären, hohe Kreditausfälle vergleichsweise problemlos zu schultern.

 

-- Oliver Piquardt