Indien: Kräftiges Wachstum, aber noch kein Deal mit den USA
Indien bleibt ein wichtiger Motor für die Weltkonjunktur. Als großer Absatzmarkt und auch als Produktionsstandort gewinnt das Land immer mehr an Bedeutung. Risiken für die Konjunktur und die Attraktivität als Standort gehen allerdings von dem Handelskonflikt mit den USA aus.

Bei Standortentscheidungen gewinnt Indien bei deutschen Unternehmen immer mehr an Bedeutung, dies zeigen verschiedene Umfragen sowie auch unsere Mittelstandsumfrage. Dabei ist das Land nicht nur als großer Absatzmarkt, sondern auch als Produktionsstandort gefragt. Darüber hinaus glauben laut einer Umfrage der Deutsch-Indischen Handelskammer viele Unternehmen, dass indische Unternehmen bald dem eigenen Unternehmen überlegen sein werden.
Für Indien spielt der Außenhandel eine nicht so große Rolle wie für viele andere asiatische Länder. Die Handelsbilanz ist nahezu ausgeglichen, da die Exporte nur leicht hinter den Importen zurückbleiben. Dafür sorgt der Servicesektor: Bei den Exporten liegen Dienstleistungen und Güter inzwischen fast gleichauf. Gegenüber Deutschland ist die Handelsbilanz nahezu ausgeglichen, es besteht nur ein leichtes Defizit. Beim Handel mit den USA wird hingegen ein Überschuss erwirtschaftet. Jüngst hat der US-Präsident auf Importe aus Indien ab dem 7. August einen Strafzoll in Höhe von 25% in Kraft gesetzt. Zudem drohen weitere Maßnahmen, weil aus Russland große Mengen Rohöl und Waffen importiert werden. Da die Handelsgespräche fortgesetzt werden sollen, muss Indien wohl diesbezüglich Zugeständnisse machen. Die Belastungen durch den Zoll in Höhe von 25% dürften sich für die Konjunktur in Grenzen halten, da die Ausfuhren in die USA weniger als 2% vom Bruttoinlandsprodukt ausmachen.
Trotz der weltweit herrschenden Unsicherheit wegen der US-Zollpolitik notiert das Wirtschaftsklima in der fünftgrößten Volkswirtschaft der Welt unverändert auf sehr hohem Niveau und hatte sich im Juli in der Industrie sogar noch weiter aufgehellt. Auch andere Indikatoren sprechen dafür, dass das Wirtschaftswachstum wohl auch 2025 bei rund 6,5% liegt. Damit bleibt das Land ein wichtiger Motor für die Weltkonjunktur. Risiken für die Konjunktur und die Attraktivität als Standort gehen allerdings von dem jüngst vom US-Präsidenten verhängten Strafzoll und möglichen weiteren Sanktionen aus.
-- Dr. Christine Schäfer