Bitcoin: Rekordniveau und doch behäbig für seine Verhältnisse
Die führende Kryptowährung konnte zwar zuletzt ein neues Allzeithoch erreichen. Dennoch bleibt die Dynamik in diesem Jahr bislang hinter denjenigen aus 2023 und 2024 zurück.

Die führende Kryptowährung konnte die seit April zu beobachtende übergeordnete Aufwärtsbewegung, die bis auf ein neues historisches Hoch führte, zwar zuletzt nicht weiter fortsetzen. Mit Kursen knapp unter 120.000 US-Dollar hält sich der Bitcoin aber auf einem hohen Niveau. Insgesamt ging es seit Jahresbeginn rund 25% bergauf – und das, obwohl es im Zuge des Zollchaos und der damit einhergehenden Verunsicherung an den internationalen Finanzmärkten zwischenzeitlich ein Minus von rund 18% zu verdauen galt.
Die im Verlauf der zweiten Aprilhälfte einsetzende Aufhellung des globalen Sentiments war es dann auch, die den Grundstein für die Erholung im Kryptosektor legte. Geht es nach dem Risk-on-Risk-off-Index von Bloomberg, ist die Stimmung an den Finanzmärkten sogar so gut wie seit 2007 nicht mehr. Während auch andere spekulative Vermögenswerte neue Rekorde verzeichnen konnten, darunter Aktienindizes in den USA, präsentiert sich der US-Dollar angeschlagen. Dem Bitcoin kann das nur recht sein, gewinnen Kryptowährungen doch an Attraktivität, wenn traditionelle Währungen an Reputation einbüßen.
Für gute Stimmung am Kryptomarkt sorgte in den vergangenen Wochen zudem die Trump-Regierung. Mit Hilfe der republikanischen Mehrheit im Kongress hat sie einen gesetzlichen Rahmen zur Regulierung von Kryptowährung in den USA auf den Weg gebracht. Da wurde der US-Administration sogar verziehen, dass der Bericht der Arbeitsgruppe für Digitale Finanzmärkte konkrete Vorschläge für den Ausbau der strategischen US-Bitcoin-Reserve entgegen der ursprünglichen Vorgabe vermissen lässt.
Während vonseiten der US-Bundesregierung demnach vorerst nicht mit aktiven Käufen von Kryptowährungen zu rechnen ist, gehören institutionelle Nachfrager mittlerweile zu den Kurstreibern. Aktuell werden über Spot-ETFs Bitcoin im Wert von rund 150 Mrd. US-Dollar gehalten. Hinzu kommen etwas weniger als 100 Mrd. US-Dollar bei sogenannten Bitcoin Treasury Unternehmen, deren Geschäftsmodell vor allem darin besteht, eingesammeltes Kapital, beispielsweise über die Ausgabe von Aktien, oder erwirtschaftete Erträge aus anderen Geschäftsbereichen in die führende Kryptowährung zu investieren.
So erfreulich die robuste Nachfrage vonseiten institutioneller Anleger und das jüngste Rekordhoch auch sein mögen. An die Dynamik der beiden Vorjahre kann der Bitcoin in 2025 bislang nicht anknüpfen. So lag das Kursplus im Jahr 2024 nach sieben Monaten bei rund 56%, in 2023 waren es sogar 77%, wenngleich auf deutlich niedrigeren Niveaus. Sollten die beiden Vorjahre, zumindest was die Richtung angeht, als Blaupause für den weiteren Verlauf in 2025 dienen, dürfte die führende Kryptowährung zwar bis Jahresende weitere Rekorde erreichen. Allerdings könnte eine von uns erwartete Eintrübung der Stimmung an den internationalen Finanzmärkten dem spekulativen Vermögenswert auf absehbare Zeit das Leben schwer machen.
-- Sören Hettler