Handelskrieg am Horizont: Wie gefährlich ist die 30%-Zoll-Drohung?
Die USA drohen mit einem Strafzoll von 30% auf Importe aus der EU. Wie ernst ist diese Ankündigung zu nehmen? Welche Gegenmittel hat die EU – und welche wirtschaftlichen Folgen hätte ein solcher Zollschock für Europa?
Drohung: 30% auf EU-Importe – Bluff oder ernste Gefahr? Ein Strafzoll von 30% auf europäische Waren wäre beispiellos und käme praktisch einem Handelseinbruch gleich. Allerdings gibt es Zweifel, wie ernst Washington diese Drohung meint. An den Finanzmärkten bleibt die große Reaktion aus – viele Beobachter werten Trumps Ankündigung als Bluff und Verhandlungstaktik. Die EU verurteilt die Pläne als unfair, hält aber vorerst mit Gegenmaßnahmen zurück und setzt auf Verhandlungen.
EU-Gegenwehr: Welche Instrumente hat Europa? Kommt es dennoch zum Äußersten, kann die EU auf mehrere Abwehrmaßnahmen zurückgreifen. Zum einen kann sie eigene Strafzölle auf US-Waren verhängen – entsprechende Listen liegen bereits bereit. Bei weiterer Eskalation ließen sich diese Maßnahmen noch deutlich ausweiten. Außerdem verfügt die EU über ein neues, noch ungetestetes „Anti-Coercion Instrument“, das schnelle Gegenaktionen gegen wirtschaftliche Nötigung ermöglichen soll. Natürlich könnte Brüssel auch die Welthandelsorganisation (WTO) anrufen, doch eine Klage dort würde wohl zu spät kommen.
Wirtschaftliche Folgen eines Zollschocks: Sollten die 30%-Zölle tatsächlich in Kraft treten – selbst nur kurzfristig – wären die Auswirkungen für Europas Wirtschaft markant. Die USA sind als Absatzmarkt enorm wichtig: Über 20% der EU-Warenausfuhren gehen dorthin. Ein abrupter Zollschock würde Exporte schlagartig verteuern und viele Geschäfte unrentabel machen. Besonders hart träfe es exportstarke Länder wie Deutschland. Zudem könnte die allgemeine Unsicherheit Investitionen bremsen und EU-weit Arbeitsplätze kosten. Unterm Strich dürfte ein Handelskrieg die fragile Konjunktur in Europa ausbremsen – und schließlich beiden Seiten schaden.
-- Matthias Schupeta