Sonderumfrage: Mittelstand nutzt Zukunftsinvestitionen vor allem zum Kostensparen
Obwohl die Investitionsbereitschaft der Mittelständler bei Zukunftsprojekten ungebrochen zu sein scheint, stehen dabei Maßnahmen zur Kostenersparnis deutlich stärker im Vordergrund als bei vorangegangenen Sonderumfragen.

Nur knapp zwei Drittel der im Rahmen unser aktuellen Mittelstandsumfrage befragten Unternehmen gaben an, im nächsten halben Jahr in ihr Unternehmen investieren zu wollen. Besser sieht es bei Investitionen in Zukunftsthemen in diesem Jahr aus. Das haben wir im Rahmen einer neuen Sonderumfrage unter mehr als 1.000 Mittelständlern abgefragt. Demnach planen 37% der Mittelständler eine „leichte“ und 11% sogar eine „deutliche“ Erhöhung ihrer Zukunftsinvestitionen. Zudem gaben 41% an, dass sie ihr Investitionsverhalten bei Zukunftsprojekten unverändert lassen wollen. Zusammen sind das immerhin fast 90% der Befragten.
Die meisten Mittelständler planen dabei, ihre Investitionen in „Digitalisierungsprojekte, neue Technologien und Künstliche Intelligenz (KI)“ zu steigern. Hier beträgt der Saldo aus steigendem und sinkendem Investitionsvolumen 55%. Direkt darauf folgen mit der Effizienzüberarbeitung z.B. von Kostenstrukturen (50%) und der Prozessautomatisierung (42%) Projekte, bei denen die Kosteneinsparung im Mittelpunkt steht. Dabei hat sich die Bedeutung dieser beiden Maßnahmen gegenüber früheren Umfragen erhöht. Bei der Effizienzüberarbeitung fiel die Differenz sogar recht drastisch aus. Der Saldo aus höheren und niedrigeren Investitionen betrug hier vor zwei Jahren noch weniger als 30%.
Dagegen hat sich die Einschätzung von zukunftsorientierten Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel etwa für die Mitarbeiterfortbildung oder die Einführung neuer Arbeitsmodelle spürbar verringert. Wirtschaftlich schwächere Zeiten mit steigenden Erwerbslosenzahlen haben die Notwendigkeit dieser Maßnahmen vorerst in den Hintergrund gedrängt. Jedoch sollte sich der Fachkräftemangel angesichts des Altersstrukturwandels in den nächsten fünf bis zehn Jahren deutlich verschärfen.
Auch das Thema „Umweltmanagement und Nachhaltigkeit“ spielt für die Mittelständler eine merklich geringere Rolle als noch vor zwei Jahren. Dies sollte jedoch nicht überbewertet werden, da die Unternehmen im Frühjahr 2023 noch mit den Auswirkungen der Energiekrise konfrontiert gewesen waren und seither bereits einiges an Investitionen in diesem Bereich getätigt haben.
Dass der Mittelstand derzeit Investitionen zur Kostenreduktion eine gestiegene Bedeutung zumisst, zeigt sich auch in den von den Mittelständlern genannten Hinderungsgründen gegen höhere Zukunftsinvestitionen. Für fast zwei Drittel ist die Kostenbelastung das größte Hindernis. Nahezu ebenso viele gaben bürokratische Hürden an. Mit deutlichem Abstand folgen eine unsichere geo- und binnenpolitische Lage (44% bzw. 46%) und der Fachkräftemangel (44%).
-- Dr. Claus Niegsch