Seltene Erden: Chinas schärfstes Schwert
Chinas Exportstopp von Seltenen Erden und Seltenerd-Magneten hat in den vergangenen Monaten nicht nur die Industrie in den USA, sondern auch in Deutschland in Unruhe versetzt. Der US-Regierung konnte Peking auf diesem Weg Zugeständnisse im eskalierten Zollstreit abringen, für Deutschland sollte das Vorgehen Chinas aber ein Weckruf sein.

Anfang April hat China strenge Exportkontrollen für Seltene Erden und Seltenerd-Magnete eingeführt. Auslöser war der eskalierte Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten nach dem „Liberation Day“. Damit hat China einen starken geopolitischen Vorteil ausgespielt, da das Land einen Großteil der Förderung und nahezu die gesamte Verarbeitung dieser kritischen Rohstoffe dominiert. Chinas Exporte an Seltenen Erden und -Magneten sind bis Mai dramatisch eingebrochen, die Versorgungslage in den USA, aber auch in Deutschland spitzte sich zu, was die US-Regierung zu Zugeständnissen gegenüber der Volksrepublik zwang. Daraufhin wurden die Lieferungen wiederaufgenommen.
Das Vorgehen Chinas sollte für die USA, aber auch für Deutschland ein Weckruf sein. Beide Länder stehen beispielhaft für die hohe Abhängigkeit vieler Volkswirtschaften von den Rohstofflieferungen aus China. In Deutschland war das Fehlen der Seltenerd-Magnete vor allem in der wichtigen Automobilindustrie zu spüren. Darüber hinaus spielen Seltene Erden auch für die Energiewende eine bedeutende Rolle und stecken außerdem in zahlreichen Produkten der Hightech-Industrie. In der zunehmend wichtigeren Rüstungsindustrie sind sie ebenfalls unverzichtbar. Ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahrzehnten daher eher noch weiter zunehmen.
Auch wenn sich die Lage durch das Handelsrahmenabkommen zwischen China und den USA aktuell wieder entspannt hat, sind Rohstoffstrategien dringend nötig. Die Versorgung muss diversifiziert werden, was angesichts der Dominanz Chinas beim Abbau und der Weiterverarbeitung Seltener Erden nicht einfach werden wird. Darüber hinaus gilt es, Recyclingmöglichkeiten von Seltenen Erden auszuloten und voranzubringen. Japan, das schon vor Jahren einen Boykott Chinas in der Belieferung mit Seltenen Erden erlebte, hat aus der Erfahrung wichtige Schlüsse gezogen und eine Vorreiterrolle angenommen.
-- Monika Boven