US-GSIBs sollen geringere Leverage-Anforderungen erfüllen

Die Deregulierung im US-Bankensektor unter der Trump-Administration nimmt langsam Fahrt auf. Eine der ersten Maßnahmen betrifft die Leverage-Anforderungen der GSIBs, unter anderem auch, um deren Aktivitäten am Treasury-Markt zu stärken.
 

Die US-Bankenaufsichtsbehörden haben Änderungen an der Kalibrierung der sogenannten enhanced Supplementary Leverage Ratio (eSLR) für die global systemrelevanten Banken (GSIBs) des Landes vorgeschlagen. Die Verschuldungsquote setzt das Tier 1 Kapital ins Verhältnis zu bilanziellen und einigen außerbilanziellen Aktiva. Aktuell muss jede GSIB eine SLR von mindestens 3% plus einem Verschuldungspuffer von 2% einhalten, um Beschränkungen für die Kapitalausschüttungen und bestimmte diskretionäre Bonuszahlungen zu vermeiden. Die Aufsichtsbehörden schlagen nun vor, den Verschuldungspuffer neu zu kalibrieren, sodass er 50% des risikobasierten GSIB-Puffers entspricht, anstatt des derzeit geltenden 2%-Verschuldungspuffers. Insgesamt rechnen die Aufsichtsbehörden, damit, dass die größten Auswirkungen auf der Ebene der operativen Einheiten zu erwarten sind, wo die Tier-1-Kapitalanforderungen um 27% (210 Mrd. USD) sinken würden, während sie auf der Ebene der Holdinggesellschaften um 1,6% (13 Mrd. USD) reduziert würden. Die Konsultationsfrist für die Marktteilnehmer beträgt 60 Tage.

 

Alle von uns gecoverten GSIBs (JPMorgan, Bank of America, Citigroup, Goldman Sachs, Morgan Stanley, Wells Fargo) würden unter der vorgeschlagenen Berechnungsmethode mit Ausnahme von JPMorgan eine Verringerung ihrer eSLR-Mindestvorgabe von aktuell 5% erfahren. Bei JPMorgan würde sich die eSLR-Anforderung um 25 Bp. auf 5,25% erhöhen. Da die eSLR allerdings nur für Morgan Stanley (MS) eine regulatorische Beschränkung („binding constraint“) bei den Eigenkapitalvorgaben darstellt, würde auch nur MS von der Lockerung durch eine Kapitalerleichterung von rund 79 Mio. USD profitieren.

 

Der Vorschlag wurde bereits 2018 diskutiert, aber bisher nicht umgesetzt, auch aufgrund des Widerstands von Michael Barr, dem ehemaligen Fed-Bankenaufseher. Neben dem Willen, die internationalen Wettbewerbsbedingungen für US-Banken zu verbessern, spielt vor allem die Bedeutung der GSIBs im Treasury-Markt eine wichtige Rolle für die angestrebte Reform. Finanzminister Scott Bessent hatte unlängst eine Erleichterung der Leverage-Anforderungen gefordert und diese als beschränkend für die Market Making Aktivitäten der Großbanken bezeichnet. Die Hoffnung der US-Regierung ist natürlich, dass die großen US-Banken dazu beitragen werden, das steigende Volumen an den US-Treasuries aufzunehmen, und zu verhindern, dass deren Verzinsung steigt. Kritiker weisen allerdings darauf hin, dass frühere Erleichterungen nicht zu einem signifikanten Ausbau der Treasury-Bestände, sondern eher zur massiven Ausweitung der Kapitalausschüttungen an die Aktionäre führten. Aufgrund der Ertragsstärke der GSIBs in unserer Coverage erwarten wir insgesamt keine negativen Auswirkungen der geplanten Änderungen auf ihre Kapitalisierung.

 

-- Dr. Abdoulaye Aboubakar