Umfrage: Mittelstand zwischen Zoll-Sorgen und Finanzpaket-Hoffnung

Die Stimmung im Mittelstand entwickelte sich im Frühjahr 2025 uneinheitlich: Die Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage bereits zum vierten Mal in Folge schlechter. Die Erwartungen fallen dagegen wieder mehrheitlich optimistisch aus.
 

Das Bild stellt ein Balkendiagramm dar, das verschiedene wirtschaftliche Herausforderungen für Unternehmen in Deutschland zeigt. Die einzelnen Balken repräsentieren unterschiedliche Faktoren in Prozent der Befragten, die jeweils Frühling 2024, Herbst 2024 und den aktuellen Stand darstellen. Hier sind die Hauptpunkte:

- **Bürokratiebelastung**: Die größte wirtschaftliche Herausforderung mit dem höchsten Prozentsatz, die weiter zunimmt und im Herbst 2024 bei 84 % der Befragten als problematisch angesehen wird.
- **Lohn-/Gehaltskosten**: Zweitgrößte Sorge, die im Vergleich von Frühjahr bis Herbst 2024 einen Anstieg erfahren hat.
- **Arbeits-/Fachkräftemangel**: Ein bedeutendes Problem, das ab Frühjahr 2024 zunimmt.
- **Energiekosten**: Ebenfalls ein wichtiger Punkt, der zu den Herausforderungen zählt.
- **Steuerbelastung** und **Auslagerung**: Mittlere bis hohe Bedeutung, jedoch unterhalb der Hauptprobleme.
- **Rohstoff-/Materialkosten**, **Kommunikationsmethoden**, **Zahlungsverzögerungen der Kunden**, **Lieferengpass** und **Finanzierungsbedingungen**: Geringere Probleme im Vergleich zu Bürokratie, Lohnkosten und Fachkräftemangel.

Alles in allem zeigt das Diagramm, dass die Bürokratiebelastung und die steigenden Lohnkosten derzeit die größten wirtschaftlichen Herausforderungen für die Unternehmen darstellen.


Die Weltwirtschaft leidet unter den Zollkapriolen von US-Präsident Trump, deren direkten und indirekten Auswirkungen sich selbst der inlandsfokussierte Mittelstand nicht entziehen kann. Dies zeigen die Ergebnisse der aktuellen Mittelstandsstudie von BVR und DZ BANK. So bewerten die Mittelständler ihre aktuelle Geschäftslage merklich schwächer als vor einem halben Jahr. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten fiel von 26 Punkten auf 19 Punkte, das schlechteste Ergebnis seit dem Frühjahr 2020.

 

Dagegen haben sich die Geschäftserwartungen vor dem Hintergrund des gigantischen Finanzpakets für Infrastruktur und Verteidigung deutlich verbessert. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten kletterte von -7 Zählern auf +14 Zähler. Mit dem aktuellen Anstieg der Erwartungen überwiegen jetzt wieder die Optimisten im deutschen Mittelstand.

Dass die etwas optimistischere Haltung aus Sicht der Mittelständler nicht ganz unberechtigt ist, zeigt auch die neue VR Bilanzanalyse. Trotz der anhaltenden Konjunkturschwäche konnte der Bilanzqualitätsindex im Jahr 2024 zulegen. Die Eigenkapitalquote stieg sogar in den vergangenen beiden Jahren. Darüber hinaus erwies sich der Anteil dauerhaft ertragsschwacher Unternehmen unter den mittelständischen Firmenkunden ebenfalls als rückläufig, auch wenn die Daten hier nur eine Analyse bis zum Jahr 2023 zuließen.

 

Der Mittelstand steht aber weiterhin vor großen Herausforderungen. Das größte aktuelle Problemfeld bleibt dabei die Bürokratiebelastung. 84% der Befragten bereitet dieser Aspekt derzeit Sorgen, so viele waren es noch nie. Dagegen büßte der Fachkräftemangel als zweites Dauerproblem an Bedeutung ein. In unserer aktuellen Umfrage ist er knapp hinter die Belastung durch zu hohe Lohnkosten zurückgefallen (beide jeweils rund 66%). Die anhaltende Konjunkturschwäche sorgte sogar dafür, dass der Mittelstand in den letzten 18 Monaten mehrheitlich Personal abgebaut hat. Die demographische Entwicklung wird den Fachkräftemangel in den nächsten fünf bis zehn Jahren aber wieder deutlich verschärfen. Die Mehrheit der Befragten plant bereits für das nächste halbe Jahr den Personalbestand auszuweiten.

 

Bei der Lösung der aktuellen Probleme ist auch die neue Bundesregierung gefragt. Beim Wachstum und der Infrastrukturverbesserung traut ihr der Mittelstand das zwar zu. Bei der Bürokratiebelastung, Wettbewerbsfähigkeit und Steuerbelastung ist er aber schon weniger überzeugt und eine Verbesserung beim Fachkräftemangel erwarten sogar nur 13% der Befragten von der neuen Bundesregierung.

 

-- Dr. Claus Niegsch