Prognoseupdate Rohöl: OPEC+ und US-Zölle zurück im Fokus

Die Zeichen im Nahen Osten stehen (momentan) auf Beruhigung, sodass andere Themen wie die Förderpolitik der OPEC+ und die US-Zollpolitik am Rohölmarkt wieder stärker in den Fokus rücken.
 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die sich mit den Prognosen und der Einschätzung des Ölmarktes befassen:

### Linkes Diagramm: Ölpreisentwicklung

- **Titel:** „Ölpreis dürfte unter Abgabedruck geraten"
- **Achse:** Jährliche Entwicklung des Brent-Ölpreises (USD/Bbl) von 2021 bis 2026.
- **Inhalt:** 
  - Der tatsächliche Verlauf des Ölpreises zeigt Höhen und Tiefen von 2021 bis 2023 mit einem deutlichen Rückgang am Ende von 2023.
  - **Prognoselinien:** 
    - _Aktuelle Prognosen bis 2025_ deuten auf eine Stabilisierung bei etwa 70-80 USD.
    - **Prognose neu** zeigt bis 2025 einen noch stärkeren Rückgang.

### Rechtes Diagramm: Versorgungskapazität

- **Titel:** „Genug Puffer für kurzzeitige Versorgungsausfälle"
- **Achse links (orange):** „OPEC-Ölförderkapazität in Millionen Barrel" von 2016 bis 2025.
- **Achse rechts (blau):** „US-Ölvorräte (Millionen Barrel)“ von 2016 bis 2025.
- **Inhalt:** 
  - **OPEC-Kapazitäten**: Die Kapazitäten der OPEC schwanken über die Jahre, erzielten einen Höchststand im Jahr 2021 und weisen eine leicht sinkende Tendenz bis 2025 auf.
  - **US-Non SPR-Vorräte**: Die Lagerbestände der USA steigen von 2016 bis 2021, danach bleiben sie relativ stabil bis 2025.

### Gesamtinterpretation:

Das Bild zeigt eine umfassende Bewertung der globalen Ölmärkte. Es stellt sowohl die historischen Veränderungen und die erwartete Preisentwicklung des Rohöls dar, als auch eine Einschätzung der Versorgungssicherheit durch verfügbare Kapazitäten und Lagerbestände. Diese Analysen sind entscheidend für Investoren, Unternehmen und politische Entscheidungsträger, um Strategien vorzubereiten und mögliche Schwankungen auf dem Ölmarkt zu bewältigen.


Der Rohölmarkt hat sich nach der jüngsten Eskalation im Nahostkonflikt zwischen Israel, den USA und dem Iran wieder beruhigt. Der Preis der Nordseesorte Brent stieg nach den israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen am 13. Juni kurzzeitig um über 15% auf über 80 USD je Barrel, fiel aber inzwischen wieder auf das Vorkrisenniveau von rund 70 USD zurück. Die Aussicht auf einen Waffenstillstand hat die geopolitische Risikoprämie deutlich reduziert.

 

Trotz der Entspannung bleibt die Blockade der strategisch wichtigen Straße von Hormus ein Risikoszenario. Die Meerenge spielt eine maßgebliche Rolle für die weltweite Energieversorgung, da ein Viertel der globalen Öl- und ein Fünftel der Flüssiggasproduktion durch sie hindurch transportiert wird. Eine Blockade durch den Iran könnte den Ölpreis auf über 100 USD je Barrel treiben und die Inflation rund um den Globus anheizen. Allerdings wäre eine vollständige Sperrung politisch riskant, da sie das Hoheitsrecht des Oman verletzen und Gegenreaktionen anderer Golfstaaten sowie Chinas provozieren würde. Zudem könnten die überschüssigen Produktionskapazitäten der OPEC+ als Puffer dienen. Auch die USA könnten ihre Strategische Ölreserve (SPR) und private Lagerbestände zur Stabilisierung einsetzen.

 

In den nächsten Wochen und Monaten dürfte die Förderpolitik der OPEC+ wieder stärker in den Fokus rücken. Entgegen ihrem ursprünglichen Plan, die freiwilligen Kürzungen bis Oktober 2026 langsam auslaufen zu lassen, will das Kartell nun deutlich schneller zur Vollproduktion zurückkehren – bereits bis Ende September 2025, um Marktanteile zurückzugewinnen. Mittel- bis langfristig dürfte es dadurch zu einem Angebotsüberschuss kommen, der den Ölpreis unter Abgabedruck setzen sollte.

 

Zusätzlich belastet die unsichere US-Zollpolitik die globale Wirtschaft und somit auch die Ölnachfrage. Zahlreiche Moratorien für reziproke Zölle laufen bald aus, sodass mit neuen Zolldrohungen und einer erhöhten Verunsicherung an den Finanzmärkten zu rechnen ist. Unter Berücksichtigung der geopolitischen Entspannung in Nahost, der expansiven Förderpolitik der OPEC+ und der US-Zollunsicherheiten erwarten wir für den Rohölpreis auf Jahressicht eine Seitwärtsbewegung um 65 USD je Barrel – sofern der Nahostkonflikt nicht erneut eskaliert.

 

-- Linda Yu