Weshalb Trumps Förderoffensive scheitern könnte

Präsident Trump will die Energiedominanz der USA stärken und fossile Energien priorisieren. Zwar verfügt er über die regulatorischen Befugnisse und den politischen Willen, doch die regulatorischen und wirtschaftlichen Realitäten begrenzen die praktische Ausweitung.

 

 

US-Präsident Trump trat das Amt zu Beginn des Jahres mit dem Versprechen an, die USA zu einem führenden Energieproduzenten zu machen. Sein Plan sieht eine Ausweitung der Öl- und Gasförderung vor. Dazu sollen (Umwelt-)Auflagen gelockert werden, um Genehmigungsverfahren für Bohrprojekte und Pipelines zu beschleunigen. Das Ziel besteht darin, die Energiepreise zu senken, die Inflation zu kontrollieren und das Handelsdefizit zu verringern.

 

Die Umsetzung dieses ambitionierten Plans dürfte sich jedoch schwierig gestalten. Trumps Einfluss auf die Geschäftsentscheidungen der US-Energieunternehmen ist begrenzt, da diese hauptsächlich privat geführt sind und sich gegenüber ihren Aktionären verantworten müssen. Nach Jahren des expansiven Wachstums bevorzugen die Anleger die Ausschüttung von Dividenden gegenüber neuen Investitionen in teure Bohrprojekte. Zudem hängen die Investitionsentscheidungen der Ölgesellschaften stark von Angebot und Nachfrage, Preissignalen sowie von etwaigen Investitionsrisiken und -unsicherheiten ab. Trüben sich die ökonomischen Rahmenbedingungen und damit die Rentabilität von Bohrprojekten ein oder werden diese unberechenbarer, sehen Unternehmen meist von großen Investitionen ab.

 

Laut einer Umfrage der Federal Reserve Bank of Dallas ist zudem ein WTI-Preis von mindestens 60 bis 70 USD erforderlich, damit sich neue Bohrungen finanziell lohnen. Sinkt der Preis darunter, werden Projekte häufig eingestellt oder gedrosselt. Bleibt das Preisniveau über einen längeren Zeitraum hinweg zu niedrig, könnte sich dies auch negativ auf die Beschäftigung in der Branche auswirken und zu Entlassungen führen.

 

Zusätzlich erhöhen Trumps Stahl- und Aluminiumzölle die Kosten für Bohrausrüstung erheblich, was die Profitabilität der Energieunternehmen belastet und ihren Spielraum für Investitionen einschränkt. Diese Zölle führen zu einem Anstieg der Preise für Stahlrohre, die für den Öltransport unerlässlich sind. Führungskräfte erwarten aufgrund dieser Belastungen einen leichten Rückgang der Ölnachfrage.

 

Auch die geplante Beschleunigung der Genehmigungsverfahren stößt auf rechtliche Hindernisse. Trumps Anordnung, Verfahren innerhalb von zwei bis vier Wochen abzuschließen, könnte gegen grundlegende Gesetze verstoßen und dadurch rechtlich angefochten werden. Hinzu kommen die massiven Entlassungen im Verwaltungsapparat, durch die es bald zu wenig Personal geben könnte, um Prüfungen durchzuführen.

 

Insgesamt hat Trumps Energiepolitik bisher nicht zu mehr Investitionen und Förderung geführt, sondern vielmehr zu Unmut in der Branche. Führungskräfte äußern Bedenken über die Unsicherheit und die widersprüchlichen Botschaften der Regierung. Trotz Trumps Bemühungen, seine „Drill, Baby, Drill“-Agenda voranzutreiben, werden niedrige Ölpreise und unsichere Rahmenbedingungen den Erfolg somit stark begrenzen.

 

-- Linda Yu