Bulgarien vor Euro-Einführung

Bulgarien steht vor der Einführung des Euro Anfang nächsten Jahres. Durch ein festes und seit Jahrzehnten bewährtes Wechselkursregime ist das Land für den Beitritt zum gemeinsamen Währungsraum gut gerüstet.
 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die wirtschaftliche Konvergenz Bulgariens seit 2018 veranschaulicht, mit Fokus auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf. Es zeigt:

1. **Den Verlauf zweier Linien:**
   - **DE jährliches BIP in USD pro Kopf** (orange Linie, linke Skala): Diese Linie repräsentiert das BIP pro Kopf in Deutschland über die Jahre.
   - **BG jährliches BIP in USD pro Kopf** (blaue Linie, linke Skala): Diese Linie zeigt das BIP pro Kopf in Bulgarien im selben Zeitraum.

2. **Den Spread zwischen den beiden Ländern** (Rot gefärbte Fläche, rechte Skala): Dies visualisiert die Differenz zwischen dem deutschen und bulgarischen BIP pro Kopf. Eine Verringerung dieser Fläche seit 2018 deutet auf eine Konvergenz hin, da der Unterschied zwischen den beiden Ländern kleiner wird.

3. **Zeitraum und Datenquelle:**
   - Der dargestellte Zeitraum erstreckt sich von 2000 bis 2024.
   - Die Daten stammen von der DZ Bank AG und Bloomberg.

Das Diagramm zeigt, wie Bulgarien wirtschaftlich aufholt, indem der Unterschied im BIP pro Kopf im Vergleich zu Deutschland seit 2018 merklich abnimmt.


Im zweiten Anlauf scheint es zu klappen. Bulgarien steht kurz davor, den Euro zum 1.1.2026 einzuführen und damit die alte Währung, Lev, zu ersetzen. Für das Balkanland ist es bereits der zweite Versuch, der Gemeinschaftswährung beizutreten – das erste Vorhaben für einen Beitritt 2024 scheiterte noch an einer zu hohen Inflation. Jetzt haben EZB und EU-Kommission festgestellt, dass Bulgarien alle Konvergenzkriterien erfüllt, und es liegt nun an den Finanzministern der Euro-Staaten sowie am EU-Parlament, ihre Zustimmung zu erteilen. Die Zustimmung gilt allerdings als Formsache und dürfte bereits im kommenden Monat erfolgen.

 

Für Bulgarien ist der Beitritt ein Meilenstein, aber was bedeutet die Erweiterung des gemeinsamen Währungsraums für den Euro? Kritisch könnte man einwenden, dass Bulgarien ein im EU-Vergleich eher weniger wohlhabendes Land ist und der Euro damit nicht unbedingt an Stärke und Resilienz gewinnt. Allerdings unterscheidet sich das Land von anderen östlichen EU-Staaten, dass der Lev bereits seit Jahrzehnten fest zunächst an die Deutsche Mark und später an den Euro gekoppelt wurde und dieses Wechselkursregime (Currency Board) alle Stürme inklusive der globalen Finanz- und Euro-Staatenkrise überstand. Hintergrund der Entscheidung, auf eine freie Wechselkursentwicklung zu verzichten, war eine Hyperinflation samt Währungskrise in den 1990er Jahren. Mit der festen Wechselkursanbindung übernahm Bulgarien indirekt auch die Geldpolitik der Eurozone, ohne die auch seit den 2000er Jahren teilweise erhöhte Inflation durch höhere Zinsen und Wechselkursaufwertungen bekämpfen zu können. Das Wechselkursregime überdauerte auch diese Phase, und Bulgarien kann inzwischen auf eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung und Konvergenz verweisen. Angesichts dieser Feuertaufe ist Bulgarien durchaus gut gewappnet, wenngleich die Euro-Einführung durch das vorherige Currency Board nicht den gleichen wirtschaftlichen Boost entfalten sollte, wie man zuvor in Kroatien beobachten konnte.

 

Sollte Bulgarien, seine Wirtschaft oder das Bankensystem eines Tages doch in Turbulenzen geraten, dürfte dies den EZB-Ratsmitgliedern kaum schlaflose Nächte bereiten. Bulgariens jährliche Wirtschaftsleistung beträgt mit zuletzt etwas mehr als 100 Mrd. Euro ein Bruchteil Deutschlands (ca. 4.300 Mrd. Euro) und der Anteil am EWU-BIP wird bei weniger als 1% liegen. Da auch der heimische Bankensektor nicht überbordend groß ist, sind kaum systemische Risiken durch den Euro-Beitritt Bulgariens zu erwarten.  

 

-- Daniel Lenz