Aktienmärkte: DAX-Outperformance auf dem Prüfstand

Der DAX ist seit einigen Monaten außer Rand und Band. Selbst der erfolgsverwöhnte S&P 500 kann ihm derzeit nicht das Wasser reichen. Langfristig mag es für den DAX schwer werden, die Outperformance aufrechtzuerhalten, Chancen, wieder mitzuhalten, hat er aber allemal.

 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die die Performance des Deutschen Aktienindex (DAX) im Vergleich zu anderen Aktienindizes und Gewinnentwicklung mit Bezug auf Aktien darstellen:

1. **Linke Grafik:**
   - Diese Grafik zeigt eine Vergleichsanalyse mehrerer Aktienindizes seit einem spezifischen Moment (Index = 12.24 = 100).
   - Die Indizes beachtet sind DAX, Euro Stoxx 50, S&P 500, und Nikkei.
   - Das Diagramm veranschaulicht, dass der DAX seit Ende des letzten Jahres hinter den Referenzindizes zurückbleibt.

2. **Rechte Grafik:**
   - Diese Grafik zeigt die Gewinnentwicklung im Verhältnis zur Entwicklung des DAX.
   - Die Kurven repräsentieren den Verlauf des DAX (L.S.), Gewinne für das Jahr 2008 (R.S.), und Gewinnerwartungen für das Jahr 2009 (R.S.) in Punkten und Euro.
   - Sie zeigt, dass die Gewinnerwartungen in Bezug auf Aktien steigen, obwohl der DAX selbst in dieser Periode nicht signifikant zugenommen hat.

Die Datenquelle ist Bloomberg und DB/NK.

### Interpretation:

Das Bild illustriert die Diskrepanz zwischen der Aktienkursentwicklung des DAX und den Erwartungen an zukünftige Unternehmensgewinne, sowie seine Performance im Vergleich zu anderen internationalen Indizes. Während die Gewinnerwartungen nicht ausreichend steigen, um den DAX-Anstieg zu unterstützen, bleibt er hinter anderen Indizes zurück, wie z.B. dem S&P 500 oder dem Euro Stoxx 50.

 

Der deutsche Leitindex hat sich in den vergangenen Monaten in beeindrucken­der Form präsentiert. Im laufenden Quartal verzeichnet er ein Kursplus von rund 10% und ließ damit den Euro Stoxx 50 (+3%) und den S&P 500 (+6%) klar hinter sich. Auf Zwölfmonatssicht summiert sich der Anstieg sogar auf über 30%. Bei den deutschen Nebenwerte­indizes MDAX und SDAX lief es zuletzt ebenfalls auffallend gut, legten sie doch seit Ende März sogar etwas stärker zu als der DAX im selben Zeitraum.

 

Es ist eine ganze Weile her, dass der deutsche Aktienmarkt im internationalen Ver­gleich über einen längeren Zeitraum hinweg positiv herausstach. Seit der Finanz­krise hat­te der DAX im Vergleich zu seinen US-amerikanischen und euro­päischen Pen­dants vielfach das Nachsehen. Zwischen 2017 und 2024 etwa legte der S&P 500 um mehr als 200% zu, während es der deutsche Leitindex „nur“ auf +70% brachte.

 

Getrieben wurde die jüngste Kursrally vor allem durch die politischen Rahmenbedin­gungen in Deutschland. Der Regierungswechsel sowie die angekündigten Investi­tionen in Verteidigung und Infrastruktur haben neue positive Impulse gesetzt. Marktteilnehmer scheinen der neuen Bundesregierung mehrheitlich zuzutrauen, die zur Verfügung stehenden Mittel zielgerichtet einzusetzen und dadurch wirtschaftliche Dynamik zu entfalten. In den Gewinnerwartungen je Aktie sind die Maßnahmen indes noch nicht angekommen. Nicht nur das Kurs-Gewinn-Verhältnis, sondern auch andere wesentliche Kennziffern bewegen sich beim DAX mittlerweile im „teuren“ Bereich. Dies macht den deutschen Aktienindex insbesondere auf kurze Sicht anfällig für Rückschläge, sollte sich einer der zahlreich vorliegenden Stolpersteine einmal als zu groß erweisen.

 

Kurzfristig dürfte es für den DAX demnach schwer werden, die Outperformance fortzusetzen. Auf lange Sicht liefern ihm die staatlichen Investitionsprogramme jedoch strukturellen Rückenwind, um mit dem US- und dem EWU-Pendant Schritt halten zu können. Über gute Chancen, im innerdeutschen Duell die Nase vorn zu haben, verfügen zudem die Indizes MDAX und SDAX. Ihre Um­sätze sind stärker auf die deutsche Wirtschaft ausgerichtet. Zudem ist der Anteil des verarbeitenden Gewerbes höher als beim Leitindex. Insbesondere an diesen Stellen setzen die Investitionen in die physische und digitale Infrastruktur Deutschlands sowie die Modernisierung von staatlichen Institutionen an.

 

-- Sören Hettler