US-Notenbank weiter im Wait and See Modus
Erwartungsgemäß hat die Federal Reserve keine Anpassungen am geldpolitischen Kurs vorgenommen. Bisheriger Zielkorridor bestätigt.

Bei ihrer gestrigen Zusammenkunft haben die US-Währungshüter beschlossen, den Zielkorridor für den Leitzins (Fed Funds Rate) unverändert bei 4,25% bis 4,50% zu belassen. Laut dem geldpolitischen Statement gehen die Fed-Vertreter davon aus, dass die Wirtschaft trotz der jüngsten Verzerrungen im Außenhandel zuletzt mit solidem Tempo gewachsen ist. Allerdings habe die Unsicherheit über den Konjunkturausblick zugenommen. Die Lage am Arbeitsmarkt wird weiterhin als solide beschrieben. Jedoch sei die Inflation nach wie vor erhöht. Mit Blick auf ihr duales Mandat sehen die Notenbankvertreter sowohl ein zunehmendes Risiko einer steigenden Arbeitslosigkeit als auch ein höheres Inflationsrisiko. Die Währungshüter stehen somit in den kommenden Monaten vor der Herausforderung, die beiden Seiten ihres dualen Mandats gegeneinander abzuwägen. In einer ersten Reaktion haben die Marktakteure die FOMC-Sitzung als leicht hawkish wahrgenommen. Mit Blick auf die Fed Funds Futures ist ein Senkungsschritt zur Juli-Sitzung zwischenzeitlich nicht mehr vollständig eingepreist.
Auswirkungen der Zölle auf die US-Wirtschaft mit hoher Unsicherheit behaftet
In der Pressekonferenz betonte Notenbankchef Powell, dass die Auswirkungen der von der US-Administration verhängten Zölle auf die Inflation sehr unsicher seien. Grundsätzlich könnten diese zu einem Anstieg der Inflation, zu einem schwächeren Wirtschaftswachstum und zu einer höheren Arbeitslosigkeit führen. In diesem von Unsicherheit geprägten Umfeld sehen sich die FOMC-Vertreter mit ihrer gegenwärtigen geldpolitischen Ausrichtung gut positioniert. Man habe keine Eile den geldpolitischen Kurs anzupassen. Vielmehr wolle man mehr Sicherheit darüber gewinnen, in welche Richtung sich die US-Wirtschaft entwickele. In diesem Zusammenhang fokussiere man sich nicht nur auf Stimmungsindikatoren, sondern habe auch harte Konjunkturdaten im Blick. Powell gab in diesem Zusammenhang zu bedenken, dass die Stimmung der Konsumenten in der Vergangenheit nicht immer ihr Konsumverhalten korrekt widergespiegelt hat.
Zinssenkungen nicht vom Tisch – Fed hat wirtschaftliches Umfeld fest im Blick
Wir sehen uns in unserer Einschätzung bestätigt, wonach die US-Notenbank nicht vorschnell die Zinszügel lockern wird. Die Fed wird ihren Zinssenkungskurs voraussichtlich erst fortsetzen, wenn sich die Anzeichen für eine konjunkturelle Abschwächung der US-Wirtschaft verfestigen.
- Christian Reicherter