Prognoseupdate: Aktienmärkte in schwierigem Fahrwasser
Die US-Zollpolitik und Gegenmaßnahmen Chinas haben Sorgen vor einem globalen Handelskrieg geschürt; das Hin und Her Trumps führt zu Chaos. Vorerst bleibt es an den Aktienmärkten holprig; auf mittlere Sicht ist eine volatile Seitwärtsbewegung um die aktuellen Niveaus zu erwarten. Langfristig wirken US-Steuersenkungen und die staatlichen Ausgaben in Verteidigung und Infrastruktur positiv auf die Aktienmärkte.
US-Präsident Trump macht seinem Ruf als unberechenbar zu gelten in diesen Tagen alle Ehre. Erst kündigt er die nach ökonomischer Einschätzung aus der Luft gegriffenen „reziproken“ Zölle an, die deutlich über den zuvor marktseitig vorherrschenden Erwartungen lagen, und provoziert dadurch Gegenmaßnahmen. Dann genehmigt er für die meisten betroffenen Handelspartner eine „PAUSE“. An den Aktienmärkten dominierte in den letzten Tagen vor allem Verunsicherung, in die sich aktuell eine Portion vorsichtige Erleichterung mischt.
Auf Sicht der nächsten Wochen dürfte die Unsicherheit weiter das Geschehen dominieren. So ist doch mehr als fraglich, ob der jüngste Aufschub einen Kurswechsel des US-Präsidenten begründet oder bald wieder Drohungen und Beleidigungen das Tagesgeschehen bestimmen. Erst auf mittlere Sicht, wenn eine Stagflation die USA fest im Griff hat und auch die Unzufriedenheit in der Wählerschaft Trumps zunimmt, sollte auch ihm dämmern, dass seine Vorgehensweise für die USA zur Belastung geworden ist. Eine volatile Seitwärtsbewegung im Bereich der aktuellen Niveaus dürfte dabei zu erwarten sein.
Erst im späteren Verlauf der zweiten Jahreshälfte dürfte in der Wahrnehmung der Marktteilnehmer wieder Platz für andere Einflussfaktoren sein, darunter die für Anfang 2026 vorgesehenen Steuersenkungen in den USA sowie die ersten zarten Effekte der staatlichen Ausgabenprogramme für Verteidigung und Infrastruktur in Europa. Diese dürften den Boden für eine Jahresendrally und nachhaltig bessere Zeiten an den Aktienmärkten in Europa und den USA bereiten.
Im Zuge der unseres Erachtens auf längere Sicht zu erwartenden Stimmungsaufhellung sehen wir den DAX und der Euro Stoxx 50 zum Jahresende 2025 bis auf 23.000 bzw. 5.400 Punkten klettern. Bis Mitte 2026 gestehen wir den beiden europäischen Indizes Aufwärtspotenzial bis hin zu neuen Rekordständen im Bereich von 25.000 und 5.900 Zählern zu. Der S&P 500 dürfte langfristig in ähnlicher Größenordnung zulegen können und zum Jahresende immerhin wieder die Marke von 5.700 Punkten ansteuern. Im Verlauf der ersten Jahreshälfte 2026 dürfte es dem US-Leitindex dann ebenfalls gelingen, seinen bisherigen historischen Höchststand vom vergangenen Februar zu überspringen und in die Region von 6.300 Zählern vorzustoßen.
-- Sören Hettler und Christoph Müller