„Squid Game“ statt „Law&Order“ – Der schleichende Tod des linearen Fernsehens

Die monatlichen Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Nielsen zum digitalen Mediennutzungsverhalten der US-Bevölkerung zeigen, dass immer mehr Serien, Filme und mittlerweile auch Sportübertragungen auf Streaming-Plattformen anstatt über das traditionelle (lineare) Fernsehen angeschaut werden.
 


Der Anteil der Medieninhalte, die über Streamingportale konsumiert werden, wuchs von 26,0% im Mai 2021 auf 43,5% (VJ: 37,7%) im Februar 2025 an. Ein anhaltender gegenläufiger Trend ist bei der Entwicklung der Nachfrage nach traditionellem Fernsehen zu beobachten. Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Pandemie (Mai 2021) wurden noch 64,0% aller Fernsehinhalte über das lineare Fernsehen konsumiert. Im Februar 2025 waren es nur noch 44,4%. Zurückzuführen ist die Wachablösung besonders auf das exklusive, qualitativ hochwertige und jederzeit abrufbare Angebot der Streaminganbieter. Im Gegensatz zum traditionellen Fernsehen, bei dem die Inhalte zu festen Uhrzeiten gesendet werden, ermöglichen die Streaming-Dienste, dass Konsumenten ihre Lieblingsserien wie „Squid Game" (Netflix) oder „The Mandalorian“ (Disney+) jederzeit und ihrem eigenen Zeitplan entsprechend genießen können. Während die Fernsehproduktionen bei den Wettbewerbern regelmäßig und unerwartet durch Werbung unterbrochen werden, können die Inhalte bei den Streaming-Anbietern (je nach Abonnement) kontinuierlich bzw. mit deutlich kürzeren Werbepausen angesehen werden.

 

Darüber hinaus hat nicht zuletzt das Beispiel von „Adolescence“ (Netflix) gezeigt, dass die wöchentlichen Rankings der beliebtesten Serien und Filme auf den Plattformen dazu beitragen, dass ein regelrechter Hype bei den Nutzern und in den Sozialen Medien entstehen kann. Die gesellschaftliche Debatte um die Dramaserie zeigt auch, dass Streaming-Inhalte längst über den reinen Unterhaltungswert hinausgehen. In Großbritannien soll sie künftig sogar als Unterrichtsmaterial in Schulen gezeigt werden.

 

Diverse Marktforschungsinstitute prognostizieren einen Rückgang der Nachfrage nach Inhalten im traditionellen Fernsehen, während dem Streaming-Markt eine durchschnittliche niedrige zweistellige Wachstumsrate für die nächsten Jahre vorausgesagt wird. Beispielsweise ist in Indien der Anteil der Bevölkerung mit einem Streaming-Abonnement mit 6,2% (USA:46,3%) noch sehr gering. Die Bemühungen der Anbieter von linearem Fernsehen, eigene Mediatheken oder Streaming-Ableger aufzubauen, waren bisher noch nicht von Erfolg gekrönt. Zudem gelingt es den Streamingdiensten, mit der Übertragung von Sportereignissen neue Kundengruppen zu erschließen und die Vormachtstellung der Fernsehsender in diesem Bereich anzugreifen.

 

-- Markus Leistner