Gold: Zwischen Rezessionssorgen und Gewinnmitnahmen
Trumps „Liberation Day“ sorgte für neue Rekordstände, doch statt weiter zu steigen, unterzog sich der Goldpreis anschließend einer technischen Korrektur.

Der Preis für eine Feinunze Gold überschritt zwar erstmals nicht nur die Marke von 3.000 USD, sondern erreichte am 3. April zwischenzeitlich rund 3.170 USD. Im Anschluss an das Allzeithoch fiel der Preis jedoch wieder auf knapp 3.000 USD zurück. So mussten einige Goldanleger innerhalb von zwei Handelstagen einen Kursverlust von fast 5% hinnehmen.
Auch wenn sich die geopolitische Lage seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine weltweit zugespitzt hat, ist es im laufenden Jahr vor allem die Handelspolitik des US-Präsidenten, die die Nachfrage nach sicheren Häfen beflügelt. Doch trotz der zunehmenden Wahrscheinlichkeit einer US-Rezession endete die Aufwärtsbewegung des Goldpreises am Tag nach dem Liberation Day. Die angekündigten Zölle lösten zwar einen Kurseinbruch an den Märkten aus, der jedoch nicht erneut auf eine steigende Goldnachfrage, sondern auf Goldverkäufe durch Investoren traf.
Diese verkauften Teile ihrer Goldbestände, um die Kursgewinne der letzten Monate mitzunehmen und die Verluste an den Aktienmärkten teilweise auszugleichen. Nicht nur Gewinnmitnahmen, sondern auch Margin Calls in anderen Anlageklassen spielten dabei eine Rolle. Ein Margin Call ist eine Aufforderung des Brokers an den Kunden, zusätzliche Gelder einzuzahlen, um das Margin-Konto auszugleichen. Ein Margin-Konto wiederum ist ein spezielles Konto, das es Anlegern ermöglicht, mit Fremdkapital zu handeln. Dabei stellt der Broker dem Anleger Geld für den Kauf von Wertpapieren zur Verfügung. Im Gegenzug dient das Wertpapier als Sicherheit für diesen Kredit. Ein Margin Call erfolgt, wenn der Wert der Sicherheiten auf dem Konto unter den erforderlichen Mindestbetrag fällt. So sahen sich viele Marktteilnehmer in diesem Umfeld gezwungen, Gold zu verkaufen, um die Margin Calls bedienen zu können.
Die letzte Rally des Edelmetalls wurde hauptsächlich durch seinen Status als sicherer Hafen aufgrund der US-Zollpolitik ausgelöst. Die anschließende Korrektur, die nach einem derartigen Preisanstieg nicht ungewöhnlich ist, sowie der erzwungene Verkauf von Goldbeständen zur Bedienung von Margin Calls ließen den Preis wieder auf 3.000 USD fallen. Ungeachtet der jüngsten Entwicklungen bleiben die strukturellen Treiber der Goldnachfrage langfristig intakt. Dies sind derzeit die starke Zentralbanknachfrage und die anhaltende geopolitische Gemengelage. Diese beiden Komponenten dürften trotz der jüngsten Korrektur dafür sorgen, dass sich der Goldpreis langfristig weiterhin auf hohem Niveau bewegt.
-- Thomas Kulp