Angst vor Handelskrieg sorgt für deutlichen Kurseinbruch
An den Aktienmärkten macht die Sorge vor einem globalen Handelskrieg die Runde. Die implizite Volatilität hat erheblich zugenommen. Weitere Rückschläge sind vor dem Hintergrund der harten Haltung, die der US-Präsident aktuell an den Tag legt, auf kurze Sicht nicht auszuschließen. Nach einem Umdenken sieht es bei Trump zwar derzeit nicht aus, allerdings hat der Druck auf ihn zuletzt offensichtlich zugenommen.

An den Aktienmärkten machte sich zu Beginn der Woche Panik breit. Nichts weniger als die Sorge vor einem weltweiten Handelskrieg macht die Runde. Hintergrund sind die von US-Präsident Trump vergangene Woche angekündigten und einigermaßen willkürlich ermittelten Importzölle sowie die klare Reaktion Chinas, die eine Abkehr Pekings von der bislang zurückhaltenden Gangart darstellt. Die Konsequenz ist ein Kurseinbruch im unteren zweistelligen Prozentbereich in den vergangenen vier Wochen bei DAX & Co.
Wie groß die Verunsicherung ist, lässt sich auch an den Indizes für die implizite Volatilität erkennen. Der entsprechende Index für den DAX bewegt sich aktuell auf dem höchsten Stand seit rund drei Jahren. In den USA liegt der VIX sogar auf Niveaus, die lediglich von der Phase der Corona-Pandemie 2020 und der Weltfinanzkrise 2008 übertroffen wurden.
Weitere Rückschläge lassen sich für die nächsten Tage und Wochen aktuell keineswegs ausschließen. Sollte dies der Fall sein, würde der DAX bei rund 18.400 Punkten eine erste Unterstützungszone finden, die einer ersten Verkaufswelle zu Wochenbeginn bereits standgehalten hat. Einen weiteren Support liefert aus charttechnischer Sicht zudem der Bereich um 16.600 Zähler. Selbst wenn weitere Rücksetzer ausbleiben, müssen sich Anleger in den nächsten Wochen und wohl auch Monaten auf einen volatilen Verlauf an den Aktien- und Finanzmärkten einstellen. Zu undurchsichtig – und aus wirtschaftlicher Perspektive sowohl für die USA als auch den Rest der Welt irrational – dürfte die Vorgehensweise im Weißen Haus bleiben.
Bei all der begründeten Vorsicht sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass die schlechte Stimmung an den Finanzmärkten nach derartigen Schocks in den vergangenen Jahren in mehreren Fällen nicht lange angehalten hat, sondern nach wenigen Monaten bereits wieder in Zuversicht umgeschwenkt ist. Voraussetzung hierfür dürfte sein, dass Trump seine harte Linie verlässt und sich wieder als großer „Dealmaker“ inszeniert. Dies mag derzeit zwar alles andere als greifbar erscheinen. Festhalten lässt sich aber, dass der Druck auf den US-Präsidenten zugenommen hat. Dies legen zum einen Äußerungen aus seinem engeren Umfeld nahe. So haben mehrere Vertreter, die dem Trump-Lager zuzurechnen sind, klargestellt, dass sie die Zölle nicht gutheißen. Zum anderen übt sich der US-Präsident verstärkt in Durchhalteparolen.
Aus Anlegersicht war es in der Vergangenheit ratsam, in schwierigen Marktphasen Ruhe zu bewahren und Positionen nicht überstürzt aufzulösen. Bei vorübergehenden Rücksetzern wird der Zeitpunkt für den Wiedereinstieg oftmals verpasst. Aktien sind und bleiben ein langfristiges Investment.
-- Sören Hettler und Christoph Müller