Finanzmärkte im Panik-Modus – auf der Suche nach dem Boden

Nachdem China Vergeltung für die von Trump jüngst verhängten US-Importzölle angekündigt hat, wird an den Finanzmärkten eine Eskalation der Zollspirale befürchtet. Eine Flucht raus aus den Aktienmärken und rein in als sicher geltende Anlagen wie Staatsanleihen ist aktuell die Folge.

 

 

Gut war die Stimmung an den Aktienmärkten weltweit schon seit einiger Zeit nicht mehr. Bereits in den Wochen vor dem von US-Präsident Trump ausgerufenen „Tag der Befreiung“ ging es an den Aktienmärkten in Japan, den USA und – mit einer leichten zeitlichen Verzögerung aufgrund der auf den Weg gebrachten Fiskalpakete – in Europa bergab. Die teils zu beobachtenden Hoffnungen, wonach Trump bei den „reziproken“ Zöllen umsichtig agieren könnte, haben sich spätestens am letzten Mittwoch zerschlagen, wodurch zusätzlicher Druck auf die Aktienmärkte ausgelöst wurde.

 

Wenige Tage nach Trumps Zollkeule nun der nächste Paukenschlag. Die Führung in Peking hat angekündigt, ihrerseits Zölle auf US-Importe in Höhe von 34% zu erheben. Außerdem werden umgehend Exportkontrollen auf seltene Erden, eine Anti-Dumping-Untersuchung und ein Importverbot auf Geflügel aus den USA eingeführt. Damit legt China nicht nur die bislang zu beobachtende Zurückhaltung bei der Vergeltung von US-Importzöllen ad acta. Zugleich erhält die marktseitige Furcht vor einer dynamischen Eskalation des Handelskrieges auf globaler Ebene erheblichen Aufwind. So ist davon auszugehen, dass die US-Administration ihrerseits weitere Importzölle androhen oder gar zeitnah umsetzen wird.

 

Die Konsequenz dieser Befürchtungen ist eine Flucht in Sicherheit an den Finanzmärkten. In der Folge dieser Risk-off-Bewegung haben DAX und Euro Stoxx 50 allein am heutigen Handelstag aktuell rund 5% verloren. Gegenüber den Höchststanden im März beträgt das Minus damit insgesamt etwa 12%. Keines­wegs besser sieht es an den US-Aktienmärkten aus. Nachdem es hier gestern für den S&P 500 und den Nasdaq 100 bereits knapp 5% bzw. 6% bergab ging, legen die Futures einen weiteren Abverkauf und Kursverluste von etwa 3% nahe. Der S&P 500 würde damit rund 15% gegenüber dem Verlaufshoch von Mitte Februar einbüßen.

 

Gefragt sind hingegen als sicher geltende Anlagealternativen. Die Renditen zweijähriger Bundesanleihen gaben seit gestern Morgen fast 30 Bp nach und liegen mit etwa 1,75% auf dem niedrigsten Stand seit Ende 2022. Im zehnjährigen Laufzeitbereich liegt das Minus bei gut 20 Bp. Noch deutlicher geht es für die Renditen der US-Staatsanleihen mit knapp -40 Bp bzw. -25 Bp nach unten. Innerhalb von weniger als zwei Wochen fielen die US-Treasury-Renditen damit um rund 50 Bp. Auch am Devisenmarkt ist die Flucht in die sicheren Häfen Yen und vor allem Schweizer Franken erkennbar.

 

Marktakteure „spielen Worst-Case-Szenario“ – Boden gesucht

Ob und inwieweit sich die Abwärtsspirale an den Aktienmärkten in den nächsten Tagen fortsetzen wird, dürfte vor allem von den beteiligten Regierungen abhängen. Sollte vor allem die US-Regierung klare Verhandlungsbereitschaft signalisieren, könnte das Bild vom „Dealmaker-Trump“ wieder verstärkt in den Vordergrund rücken und für Beruhigung sorgen. Setzt Trump seine in den vergangenen Monaten an den Tag gelegte harte Gangart fort, sind hingegen weitere Rückschläge keineswegs ausgeschlossen.

 

-- Sören Hettler