Unternehmensanleihen: Licht und Schatten führen zu Volatilität

Die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen sind derzeit vergleichsweise volatil. Die Gründe liegen sowohl in der unkalkulierbaren US-Handelspolitik als auch in aufkeimenden Rezessionsängsten. Hoffnungen für einige Sektoren ergeben sich aus dem riesigen Infrastrukturpaket. Nachhaltige Neuemissionen von Unternehmensanleihen waren zuletzt deutlich rückläufig.
 


Die Risikoaufschläge von Unternehmensanleihen zeigten sich zuletzt angesichts der erratischen US-Handelspolitik und aufkeimender -Rezessionsängste eher volatil. Auch das von der designierten Bundesregierung auf den Weg gebrachte Infrastrukturpaket trug zu dieser Entwicklung bei.

 

Insgesamt halten sich die mit dem Infrastrukturpaket verbundenen Hoffnungen auf eine Belebung der deutschen und europäischen Konjunktur einerseits und die Befürchtungen negativer Auswirkungen der Zollpolitik andererseits weitgehend die Waage.

 

Die Erhöhung der Risikoaufschläge der letzten Monate betraf vor allem die besseren Ratingsegmente der Unternehmensanleihen, so dass sich die Differenzierung zwischen den Ratingklassen und auch zwischen den Sektoren verringert hat. Wir halten diese Entwicklungen für übertrieben und erwarten eine Gegenbewegung.

 

Wir favorisieren derzeit Branchen wie Telekom und Versorger, die in jüngster Zeit eine überdurchschnittliche, aus unserer Sicht fundamental nicht gerechtfertigte Erhöhung der Risikoaufschläge verzeichnet haben. Zudem könnte der Bausektor von einer Stimmungsaufhellung im Zuge der fiskalpolitischen Wende in Deutschland profitieren. Im Immobiliensektor dürfte der beginnende Aufschwung durch den Renditeanstieg allenfalls verzögert, aber nicht gestoppt werden.

 

Bei den Neuemissionen von Unternehmensanleihen lassen sich im ersten Quartal 2025 verschiedene Trends ausmachen. Nach deutlich gestiegenen Bondvolumina im Vorjahr zeigten sich die Emissionen in ersten drei Monate erwartungsgemäß rückläufig (minus 14% auf 122 Mrd. Euro). Im Branchenvergleich waren die Versorger- und Automobilemittenten weiterhin führend.

 

Auffällig ist der deutlich gestiegene Anteil von US-Emissionen in Euro - so genannte „Reverse Yankees“. US-Unternehmen besorgen sich derzeit am Kapitalmarkt verstärkt Liquidität in Euro und sichern sich auf diese Weise attraktive Finanzierungskonditionen durch die aus ihrer Sicht günstige Konstellation am Derivatemarkt diesseits des Atlantiks.

 

Besonders auffällig ist die aktuelle Situation bei nachhaltigen Neuemissionen. Im ersten Quartal 2025 hielten sich Emittenten grüner Formate in fast allen Sektoren deutlich zurück. Insgesamt sank das nachhaltige Neuemissionsvolumen in den ersten drei Monaten um 52% auf 21,3 Mrd. Euro. Gründe hierfür könnten in einer veränderten Kosten-/Ertragseinschätzung der Emittenten liegen, da als nachhaltig klassifizierte Anleihen mit einem deutlich erhöhten Aufwand für den Emittenten verbunden sind. Allerdings ist ein rückläufiges Quartal zu kurz, um daraus einen anhaltenden Trend abzuleiten.

 

-- Christine Bredehöft, Thomas Weber