EWU: Inflationsrate dürfte nach Rückgang im März wieder steigen

Die Verbraucherpreise im Euro-Raum sind im März um 2,2% gestiegen, nach 2,3% im Februar. Der Ostereffekt hat die Dienstleistungspreise im März gedrosselt. Perspektivisch sind wieder höhere Teuerungsraten zu erwarten.
 


Die Inflationsrate im Euro-Raum (EWU) ist im März vorläufigen Angaben zufolge leicht von 2,3% auf 2,2% gesunken. Die Energiepreise waren im Vorjahresvergleich rückläufig und der Preisauftrieb bei Dienstleistungen schwächte sich etwas ab. Beides dämpfte die Inflationsentwicklung insgesamt. Dagegen nahm die Dynamik im Bereich der Nahrungs- und Genussmittel wieder zu, was einen stärkeren Rückgang der Gesamtteuerung verhinderte. Bei den Industriegütern blieb die Preisdynamik unauffällig.

 

Die Verlangsamung des Preisanstiegs bei den Dienstleistungen dürfte auch auf das späte Osterfest in diesem Jahr zurückzuführen sein. Um die Osterfeiertage herum verteuern sich tourismusnahe Dienstleistungen üblicherweise stärker als sonst. Da Ostern im vergangenen Jahr auf den 31. März fiel, führte der Ostereffekt zu einer stärkeren Preisentwicklung im März 2024. In diesem Jahr liegt das Osterfest mit dem 20. April deutlich später. Daher war der Anstieg der Dienstleistungspreise im März vergleichsweise moderat; im April dürften die Dienstleistungspreise wieder stärker zulegen.

 

In den großen Mitgliedsländern war die Entwicklung im März unterschiedlich. Deutschland und Spanien verzeichneten niedrigere Teuerungsraten als im Vormonat. In Italien fiel die Inflationsrate dagegen höher aus, während in Frankreich die Preisdynamik unverändert blieb.

 

Die 2,2% im März dürften der vorläufige Tiefpunkt der Inflationsentwicklung gewesen sein. Im April ist aufgrund des Ostereffekts bereits wieder mit einer höheren Rate zu rechnen. Zudem droht mit der Eskalation des Zollstreits - US-Zölle auf europäische Autos und Gegenmaßnahmen der EU sowie mögliche weitere Zölle ab dem 2. April - weiteres Ungemach. Die europäischen Verbraucherpreise für Industriegüter und Nahrungsmittel dürften davon betroffen sein. Je nach Umfang der Zollerhöhungen dürften die Preise in diesen Segmenten stärker steigen. Und perspektivisch dürfte auch von den höheren schuldenfinanzierten Investitionen in Deutschland sowie den steigenden Verteidigungsausgaben in Europa ein gewisser Preisdruck entstehen. Damit ist absehbar, dass die Inflationsrate des Währungsgebiets die Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0% in diesem Jahr wohl nicht erreichen wird.

 

-- Dr. Christoph Swonke