Starker Glanz des Goldes blendet beim Blick auf die US-Konjunktur

Die Importe der USA sind im Januar deutlich angestiegen. Ein wichtiges Konjunkturbarometer weist daher auf einen möglichen deutlichen Rückgang der Wirtschaftsleistung der USA im ersten Quartal 2025 hin. Tatsächlich steckt hinter dem Importanstieg aber wohl vor allem ein Goldrausch. Bei der Berechnung des BIP sollten die hohen Goldimporte nicht berücksichtigt werden.

 

 

Gold hat derzeit eine besondere Anziehungskraft, der Goldpreis eilt von Rekord zu Rekord. Besonders stark glänzt das Edelmetall derzeit in New York. Denn Trumps Zolldrohungen und die damit verbundene Unsicherheit haben am Goldmarkt ungewöhnliche Umstände ausgelöst: Zwischen den Goldpreisen in den USA und in Europa hat sich eine Lücke aufgetan. Banken versuchen nun, an den Preisunterschieden zu verdienen, indem sie tonnenweise Gold von London und der Schweiz nach New York fliegen lassen.

 

Das Ausmaß dieser Bewegung ist mittlerweile so groß, dass es zu sichtbaren Verzerrungen in der US-Handelsstatistik kommt. So stiegen die US-Importe im Januar massiv an, was zu einem Rekorddefizit in der US-Handelsbilanz führte. Dahinter steht vor allem der starke Anstieg der Importe von „bearbeiteten Metallteilen“, zu denen auch Goldbarren zählen. Rund 60% der Ausweitung des Handelsbilanzdefizits waren im Januar auf Goldimporte zurückzuführen, schätzt die Atlanta Fed.

 

Der Goldrausch in New York hat damit ungewollt die Rezessionsängste in den USA geschürt. Denn seit Bekanntgabe der Handelsstatistik deutet das GDPNow-Modell der Atlanta Fed auf einen deutlichen Rückgang der US-Wirtschaftsleistung hin. Demnach könnte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2025 um annualisiert rund 2% gegenüber dem Vorquartal schrumpfen. Allerdings hat die Atlanta Fed inzwischen klargestellt, dass diese Schätzung aufgrund der Goldimporte übertrieben ist. Denn das US-Statistikamt berücksichtigt bei der Berechnung des Bruttoinlandsprodukts üblicherweise keine Goldkäufe, die zu reinen Anlagezwecken getätigt werden. Die Prognose der Veränderung des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal 2025 ist aufgrund des Sondereffekts rund um das Gold mit einer erhöhten Unsicherheit behaftet. Die Angst vor einer „Trumpcession“ erscheint aktuell jedoch zu groß. Unter der Voraussetzung, dass sich Donald Trump auch als „Dealmaker“ erweist und die Zölle nach Zugeständnissen der Handelspartner unter dem Strich nur moderat erhöht, wie wir es derzeit in unserer Prognose unterstellen, dürften die USA konjunkturell noch mit einem blauen Auge davonkommen.

-- Alexander Buhrow