Zahlreiche Unsicherheitsfaktoren - Fed bleibt vorsichtig
Im Rahmen der gestrigen FOMC-Sitzung wurde entschieden, den Leitzins unverändert bei 4,25% bis 4,50% zu belassen.

Wie erwartet haben die US-Währungshüter auf ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, den Zielkorridor für die Fed Funds Rate unverändert bei 4,25% bis 4,50% zu belassen. Im Rahmen der FOMC-Sitzung wurden auch neue Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung vorgestellt. Dabei wurde der Ausblick für das BIP-Wachstum im laufenden Jahr auf 1,7% von zuvor 2,1% nach unten revidiert. Demgegenüber wurde die Prognose für die PCE-Inflationsrate auf 2,7% von zuvor 2,5% nach oben korrigiert. Zudem rechnen die Notenbanker für das laufende Jahr mit einer etwas höheren Arbeitslosenquote als noch im Dezember prognostiziert (4,4% vs. 4,3%). Im geldpolitischen Statement betonen die Notenbanker, dass die Unsicherheit über den Konjunkturausblick zugenommen habe. Trotz des nach oben revidierten Inflationsausblicks wurde die FOMC-Sitzung von den Marktteilnehmern als „dovish“ wahrgenommen. So tendierten die Renditen kurzlaufender US-Staatsanleihen niedriger. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass trotz des skeptischeren Inflationsausblicks die Notenbank-Oberen im „Dot Plot“ weiterhin zwei Zinssenkungen für dieses Jahr in Aussicht stellen. Im Rahmen der Pressekonferenz erläuterte Powell, dass die Währungshüter derzeit davon ausgehen, dass ein zollbedingter Inflationsschub nur vorübergehender Natur sein dürfte. Damit hält der Notenbankchef die Tür für eine weitere Lockerung der Zinszügel grundsätzlich offen. Angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren wollen die Fed-Vertreter jedoch zunächst eine abwartende Haltung einnehmen.
Inflationsschub durch Zölle nur von temporärer Natur
Im Rahmen der Pressekonferenz wurde die Frage aufgeworfen, inwieweit der skeptischere Inflationsausblick für das laufende Jahr durch die bereits verhängten bzw. angedrohten Zölle der neuen US-Regierung begründet sei. Powell räumte ein, dass das Thema Zölle die Wirtschaft bereits beeinflusse und sich auch auf die Projektionen auswirke. Derzeit gehe die Notenbank davon aus, dass ein möglicher Inflationsschub nur vorübergehender Natur sei („transitory impact“). Einmalige Preissteigerungen würden demnach nach einem Jahr wieder aus der Inflationsberechnung herausfallen. Diese Erwartung spiegelt sich auch in den Inflationsprojektionen der Zentralbank wider. Während die Prognose für 2025 angehoben wurde, blieben diese für die weiteren Zeithorizonte weitgehend unverändert. In seinen weiteren Ausführungen wies Powell jedoch darauf hin, dass die Notenbank auch die Entwicklung der Inflationserwartungen im Auge behalten müsse. Der jüngste sprunghafte Anstieg der langfristigen Inflationserwartungen der Universität Michigan scheint die Währungshüter aber nicht zu beunruhigen. Powell sieht die längerfristigen Inflationserwartungen weiterhin fest verankert.
Auf die Frage nach dem Risiko einer Rezession in den Vereinigten Staaten betonte der Fed-Chef zunächst, dass die Notenbank dazu keine Prognosen abgebe. Auf weitere Nachfrage räumte Powell jedoch ein, dass das Risiko eines konjunkturellen Einbruchs zwar gestiegen, aber nicht hoch sei. Mit Blick auf das Geschehen an den Kapitalmärkten sei zu beobachten, dass sich das Sentiment deutlich eingetrübt habe, was aber mit Blick auf die harten Konjunkturdaten nicht gerechtfertigt sei. Die Notenbank verfolge die Entwicklung der Konjunkturdaten weiterhin sehr genau.
Keine Eile mit Zinssenkungen – Tür bleibt aber grundsätzlich weiter geöffnet
Die volatile Politik der Trump-Administration stellt die US-Währungshüter vor Herausforderungen. Die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren erschweren die Abwägung zwischen den Risiken einer Konjunkturabschwächung und den potenziellen Aufwärtsrisiken für die Inflationsentwicklung. In diesem Umfeld tun die US-Währungshüter gut daran, ihre abwartende Haltung beizubehalten. Ein nach wie vor solider US-Arbeitsmarkt drängt die Notenbank-Vertreter nicht zur Eile. Zugleich bleibt aber die Tür offen, um die Zinszügel perspektivisch noch etwas weiter zu locker.
-- Christian Reicherter