MOE-Staatsanleihen auf den Fersen Westeuropas
Die Volkswirtschaften Mittel- und Osteuropas dürften 2025 deutlich stärker wachsen als der EU-Durchschnitt. Dies zeigt auch positive Auswirkungen auf die Staatsanleihen der Länder, wenngleich in einigen Fällen politische und fiskalische Risiken drohen.
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2024 war nicht nur für Westeuropa, sondern auch für zahlreiche Staaten Mittel- und Osteuropas (MOE) ein herausforderndes Jahr. Wirtschaftlich wirkte vor allem die schwache Exportnachfrage aus Deutschland belastend, fiskalisch stellten die gestiegenen Verteidigungsausgaben weiter eine Herausforderung dar. Hinzu kamen zum Teil politische Turbulenzen, die in der Annullierung der rumänischen Präsidentschaftswahlen im Dezember mündeten. Dennoch konnten die meisten der acht von uns betrachteten MOE-Staaten ein Wachstum über dem EU-Durchschnitt verbuchen.
Der wirtschaftliche Aufschwung dürfte 2025 weiter an Fahrt gewinnen. Dabei könnte laut Prognosen der EU-Kommission die Hälfte der acht MOE-Staaten sogar ein Jahreswachstum von über 2,5% verzeichnen. Allerdings lohnt sich ein zunehmend genauer Blick auf die volkswirtschaftlichen Schwerpunkte der Länder. Die Slowakei und Ungarn, die stark von der Automobilindustrie geprägt sind, könnten ohne Neuausrichtungen oder technologische Innovationen perspektivisch ins Hintertreffen geraten. Demgegenüber dürften Staaten mit einer diversifizierteren Wirtschaftsstruktur oder einem stärkeren Fokus auf dem Dienstleistungssektor, wie Slowenien und Kroatien mit ihrem florierenden Tourismussektor, stärker abschneiden.
Nachdem sich die Risikoaufschläge (Spreads) der in Euro denominierten MOE-Staatsanleihen bis zum ersten Halbjahr 2024 tendenziell aneinander angenähert hatten, haben sich die Entwicklungen in den letzten Monaten etwas gedreht. Grund hierfür war vor allem die massive Einengung im Bund-Swap-Spread (Differenz zwischen dem Euro-Swapsatz und der Rendite deutscher Bundesanleihen gleicher Laufzeit) im Oktober und November, in deren Zuge sich die Risikoaufschläge der MOE-Anleihen gegenüber Swaps ausgeweitet haben. Zwar schnitten zahlreiche MOE-Staatsanleihen zuletzt besser ab als deutsche Bundesanleihen, dies konnte die Ausweitung gegenüber Swap aber nicht vollständig ausgleichen. Der stärkste Spreadanstieg ist aufgrund der politischen Turbulenzen und der weiteren Ratingverschlechterungen bei Rumänien zu sehen. Aber auch in der Gruppe der besser gerateten Emittenten lassen sich wieder stärkere Spreaddifferenzen feststellen. Polen und die Slowakei schnitten zuletzt etwas schwächer ab, während Slowenien und Kroatien erneut die Nase vorn hatten.
Die Outperformer des MOE-Segments haben mit Blick auf ihre Spreadniveaus daher zu den Staaten Westeuropas mit einem Rating von A oder AA aufgeschlossen. Slowenien notiert im zehnjährigen Bereich auf teureren Niveaus als Spanien und Frankreich. Zwar sind die Staatsanleihemärkte in Bezug auf die ausstehenden Volumina und die Liquidität kaum vergleichbar, dennoch werden die soliden MOE-Credits zunehmend zu einer interessanten Alternative für Investoren.
-- Sophia Oertmann