DAX-Rekordjagd geht weiter

Getragen von der Hoffnung auf einen „sanften“ Trump eilt der DAX von Rekord zu Rekord – steigendes Kurs-Gewinn-Verhältnis inklusive. Der S&P 500 verfügt unterdessen weiter über einen markanten Bewertungsaufschlag gegenüber europäischen Indizes.


Der deutsche Leitindex ist momentan nicht zu bremsen. Das Plus der letzten Woche von knapp 2% brachte den DAX auf ein neues Allzeithoch bei über 21.700 Zählern. Ergänzt wird das Bild der vor Kraft strotzenden europäischen Indizes durch die Ent­wick­lung des Euro Stoxx 50, der nach den weiteren Kursgewinnen der vergangenen Tage nur noch wenige Prozentpunkte unter seinem vor über 20 Jahren verzeichne­ten Allzeithoch liegt. Dabei geben den Europäern vor allem marktseitige Hoffnungen Auftrieb, wonach Trump von drastischen Importzöllen absehen könnte.

 

Die höheren Kurse der europäischen Indizes gehen dabei vorrangig auf eine bessere Stimmung unter den Marktteilnehmern zurück, sind doch nennenswerte positive Revisionen bei den erwarteten Gewinnen je Aktie für das laufende und das kom­mende Jahr bislang nicht zu erkennen. Einerseits macht der hieraus resultierende Anstieg des Kurs-Gewinn-Verhältnisses DAX & Co. anfälliger für Rückschläge, sollte Skepsis wieder die Oberhand gewinnen. Andererseits verfügen die US-Indizes weiterhin über einen deutlichen Bewertungsaufschlag. Sowohl gegenüber dem Euro Stoxx 50 als auch dem DAX liegt dieser momentan bei über 60%. Zum Vergleich: Zwischen 2010 und 2020 schwankte der Aufschlag lediglich um die Marke von 25%.

 

Vor allem zwei Faktoren haben in den vergangenen Jahren den Bewertungsauf­schlag des US-Index gegenüber den europäischen Pendants getrieben. So hat die KI-Fantasie die Kurs-Gewinn-Verhältnisse einiger Aktienunternehmen aus der Technologiebranche beflügelt. Die „Magnificent 7“ um Apple, Meta, Nvidia & Co. stellen nicht nur knapp 38% der Marktkapitalisierung des S&P 500, sie werden darüber hinaus bei einem durchschnittlichen KGV von 55 – also mehr als dem Doppelten des gewichteten S&P 500 – gehandelt.

 

Ebenfalls eine Rolle zu spielen scheint die Größe der Unternehmen. Dabei dürfte eine höhere Marktkapitalisierung in der Tendenz mit einer höheren Bewertung ein­hergehen. Hierauf deutet zum einen die Beobachtung hin, dass die Top-50-Unter­nehmen im US-Leitindex über mehr als 60% der Marktkapitalisierung und ein durch­schnittliches KGV von 39 verfügen. Unter ihnen sind nicht nur Tech-Unternehmen, sondern auch diverse Vertreter aus den Bereichen Finanzen und Gesundheits­wesen. Zum anderen schmilzt der US-Bewertungsaufschlag erheblich zusammen, wenn die Unternehmen gleichgewichtet werden. Mit knapp 30% liegt dieser gegen­über Euro Stoxx 50 und DAX auf historisch unauffälligen Niveaus.

 

Fazit

DAX und Euro Stoxx 50 reiten weiter auf der Euphoriewelle, getragen von der Hoff­nung auf einen verhandlungsbereiten „sanften“ Trump und lösungsorientierte Ge­sprächsparteien in Washington, Brüssel und Peking. Eine solide Basis für Kursge­winne sieht zwar sicherlich anders aus. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Zumindest der immer noch hohe Bewertungsaufschlag des S&P 500 gegenüber europäischen Indizes spricht jedenfalls nicht gegen höhere Kurse von DAX & Co.

 

-- Sören Hettler