EZB: Zinssenkungszyklus schreitet weiter voran

Die europäischen Währungshüter haben bei ihrer ersten Zusammenkunft im neuen Jahr beschlossen, die Leitzinsen um weitere 25 Bp zu senken.

 

 

 

Die Zinssenkung um 25 Basispunkte auf nunmehr 2,75% (Einlagesatz) war angesichts der zahlreichen Äußerungen verschiedener Ratsvertreter im Vorfeld der heutigen Sitzung keine wirkliche Überraschung. Im geldpolitischen Statement spiegelt sich die Zuversicht der Währungshüter wider, wonach sich die Inflation perspektivisch im Bereich des Inflationsziels von 2% einpendeln wird. So schreite der Disinflationsprozess gut voran. Hinsichtlich der Risikoeinschätzung des Inflationsausblicks gab es keine Anpassung gegenüber der Dezember-Ratssitzung. Die EZB hat sowohl potenzielle Aufwärtsrisiken (geopolitische Spannungen) als auch Abwärtsrisiken (Wachstumsabschwächung) für die Inflationsentwicklung im Blick.   Angesichts der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren werden die Währungshüter weiterhin in Abhängigkeit der Datenlage über das weitere geldpolitische Vorgehen entscheiden. Bei den OIS-Swaps war im Umfeld der Zinsentscheidung keine ausgeprägte Marktreaktion auszumachen. Die Finanzmarktakteure rechnen nach wie vor mit vorsichtigen weiteren Zinssenkungsschritten der EZB.

 

Ein großer Zinssenkungsschritt wurde von den Währungshütern nicht erwogen

Im Rahmen der Pressekonferenz wurde unter anderem die Frage aufgeworfen, wie weit dieser Zinssenkungszyklus noch reichen könnte. EZB-Chefin Lagarde hob hervor, dass die aktuelle geldpolitische Ausrichtung nach wie vor als restriktiv charakterisiert werden könne. Eine Debatte auf welchem Niveau der Zinssenkungszyklus beendet werden sollte sei nach Einschätzung von Frau Lagarde verfrüht. Die oberste Währungshüterin kündigte in diesem Zusammenhang eine Studie der EZB an, die sich mit der Frage des neutralen Leitzinsniveaus auseinandersetzt. Diese soll am 7. Februar veröffentlicht werden. Von Seiten der Pressevertreter wurde gefragt, ob man über einen großen Zinssenkungsschritt (-50 Bp) diskutiert habe. Dies sei nicht der Fall gewesen, so Lagarde. 

 

Perspektiv nachlassender Inflationsdruck stützt Abkehr von restriktivem Kurs

Wir zeigen uns zuversichtlich, dass die Inflation in den kommenden Monaten Tuchfühlung zur EZB-Zielmarke von 2% aufnehmen wird. Dies sollte der Notenbank Spielraum eröffnen, die Zinszügel weiter zu lockern. Ein weiterer Zinssenkungsschritt (-25 Bp) dürfte unseres Erachtens bei der nächsten Zusammenkunft der Notenbanker am 6.März erfolgen. Im Rahmen dieser Ratssitzung werden dann auch wieder neue Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung vorgestellt.

- Christian Reicherter