Bankaktien im Euroraum bleiben attraktiv

Die Bankaktien im Euroraum haben in den letzten beiden Jahren mit jeweils rund 20% eine sehr gute Kursentwicklung gezeigt. Obwohl die erwarteten Zinssenkungen im laufenden Jahr die Gewinnentwicklung der Banken belasten werden, sehen wir aufgrund der attraktiven Bewertung dennoch weiterhin gute Investmentmöglichkeiten. Wir bevorzugen Bankaktien, die weniger zinssensibel sind bzw. von Sonderthemen profitieren sollten.

 

 

Die Bankaktien im Euroraum haben zwei sehr gute Jahre hinter sich mit einer durchschnittlichen Kursentwicklung von 19% bzw. 21% in 2023 und 2024. Die Performance war v.a. von einer steigenden Profitabilität infolge eines starken Anstiegs der Zinserträge getrieben. Die Banken waren der Sektor, der am stärksten von den Zinserhöhungen der EZB profitiert hat. Im Sommer 2024 hat die EZB zum ersten Mal seit mehreren Jahren wieder die Zinsen gesenkt, für das laufende Jahr erwartet die DZ Bank insgesamt Zinssenkungen in Höhe von 125 Basispunkten. Die prognostizierten Zinssenkungen werden sich c.p. negativ auf die durchschnittlichen Zinsüberschüsse der Banken und damit auch auf deren Profitabilität auswirken. Damit stellt sich u.E. die Frage, wie wahrscheinlich es ist, dass Bankaktien im laufenden Jahr erneut so gut abschneiden.

 

Ergebnisseitig erwarten wir im laufenden Jahr keine großen Sprünge. Der Analystenkonsens geht von einem Rückgang der Eigenkapitalrendite von 80 Basispunkten auf durchschnittlich 11,1% aus, die aggregierten Gewinne sollten minimal sinken. Das sieht auf den ersten Blick nicht besonders attraktiv aus, unter Einbezug der aktuellen Bewertung sieht die Situation u.E. aber anders aus. Die Bankaktien im Euroraum notieren aktuell mit einem durchschnittlichen KGV von knapp 8x und einem Preis/Buch-Verhältnis von 0,9x (2025e). Das ist unserer Meinung nach unter Berücksichtigung der Eigenkapitalrendite in Höhe von 11% günstig. Das gilt im historischen Vergleich auch für das KGV von 8x (Durchschnitt 2011-2024: 9x). Dazu kommen eine erwartete durchschnittliche Dividendenrendite von 7% und Aktienrückkäufe in Höhe von 3% der Marktkapitalisierung, ebenfalls attraktive Werte.

 

Unserer Meinung nach wird es sich im laufenden Jahr auszahlen, gezielt einzelne Bankaktien und nicht einfach den Sektor zu kaufen, da die Banken unterschiedlich unter den Zinssenkungen leiden werden. Die Banken haben z.B. einen unterschiedlich hohen Anteil des zukünftigen Zinsüberschusses bereits abgesichert, d.h. ein Rückgang der Zinsen trifft sie unterschiedlich stark. Der regionale Mix spielt auch eine Rolle. Banken mit einem hohen Anteil von Zinserträgen aus Ländern, in denen die Zinsen voraussichtlich in 2025 weniger sinken, dürften auch nicht so sehr unter den Zinssenkungen im Euroraum leiden. Die Banken mit einem hohen Anteil an Provisionserträgen aus dem Investment Banking, Asset Management oder Versicherungsgeschäft sollten in einer besseren Lage sein, Rückgänge beim Zinsüberschuss auszugleichen. Das zeigt, dass die weitere Zinsentwicklung im Euroraum, unserer Meinung nach das wichtigste Thema für die Banken im laufenden Jahr, die Banken unterschiedlich treffen wird – umso wichtiger wird u.E. daher die Einzeltitelauswahl werden. Auf unserer Empfehlungsliste stehen Banken, die weniger zinsabhängig sind bzw. von Sonderthemen profitieren sollten.

 

-- Dr. Philipp Häßler