Trump und die Märkte: Positiver Start, aber nicht ohne Fragezeichen

Donald Trump legt als Präsident los: Viele seiner Wahlversprechen geht er zügig an. In der Zollpolitik handelt Trump allerdings nicht überstürzt und die Fed gerät nicht weiter unter Beschuss. Die Märkte reagieren zunächst positiv.
 

Donald Trump ist wieder Präsident der Vereinigten Staaten und hat sogleich einen ganzen Stapel von Verordnungen unterschrieben. Seine „America First“ Agenda geht er damit zügig an: Aus dem Pariser Klimaabkommen sind die USA (mal wieder) ausgestiegen, dafür sollen die Bodenschätze in Alaska geborgen werden. Darüber hinaus hat Präsident Trump den Notstand an der Grenze zu Mexiko erklärt. Mithilfe des Militärs sollen die USA nun vor Drogen und illegalen Migranten geschützt werden. Der Bau der Mauer an der Südgrenze soll fortgesetzt und illegale Einwanderer zurückgeführt werden.

 

Auch in der Wirtschafts- und Fiskalpolitik gab es schon erste Vorgaben: Dem Mindeststeuerabkommen der OECD erklärte Trump eine Absage. Außerdem wurde das Department of Government Efficiency (DOGE) offiziell eingeführt, um unter der Führung von Elon Musk den Bürokratieabbau voranzutreiben und die Ausgaben des Staates zu kürzen. Schon zuvor hatte Musk erklärt, dass er großes Einsparpotenzial im Budget der Bundesregierung in Washington sieht – unter anderem auch durch einen umfangreichen Personalabbau. Passend hierzu ordnete Trump bereits einen Einstellungsstopp und eine Abkehr vom Home-Office in Bundesbehörden an. Das DOGE darf nun loslegen, dafür wird das Risiko eingegangen, dass es in den Behörden in den nächsten Monaten an der einen oder anderen Stelle klemmt.

 

Viele dieser Maßnahmen waren im Voraus erwartet worden, die Finanzmärkte wurden also nicht überrascht. Trumps Antrittsrede und seine ersten Dekrete wurden scheinbar sogar positiv aufgenommen. Der US-Dollar geriet bereits im Vorfeld auf breiter Front unter Abgabedruck und EUR-USD notierte zwischenzeitlich im Tageshoch bei 1,0430 USD. An den Rentenmärkten waren die US-Kassamärkte aufgrund des Martin Luther King Day geschlossen, die Terminmärkte jedoch geöffnet. Aktuell setzten die zehnjährigen US-Renditen ihren jüngsten Abwärtstrend fort und notieren seit der Vereidigung Trumps bei 4,56% und damit rund 10 Basispunkte niedriger. Die zehnjährigen Bundrenditen tendieren etwas schwächer.

 

Grund für die Zuversicht an den Finanzmärkten dürfte vor allem sein, dass Trump in der Zollpolitik zunächst nicht überstürzt handelt: Zwar sorgte Trump für Unruhe, als er im Anschluss an die Vereidigung auf Nachfrage anmerkte, er plane weiterhin Zölle in Höhe von 25% auf Waren aus Kanada und Mexiko – und zwar bereits ab dem 1. Februar. Ob Trump dies tatsächlich durchsetzen wird, ist jedoch fraglich. Der Präsident begründete seine Forderung erneut damit, dass zu viele Drogen und illegale Einwanderer über die Grenze kämen. Dies lässt Interpretationsspielraum: Möglicherweise will Trump von den Nachbarländern vor allem Zugeständnisse in der Migrationspolitik erzwingen, dafür könnte er bei seinen Zolldrohungen nachgeben.

 

In den schriftlichen Anordnungen des „Day One“ finden sich keine konkreten Zölle oder Zollpläne: Die neue Administration wurde vom Präsidenten lediglich angewiesen, die Handelspraktiken anderer Länder zu untersuchen. Außerdem soll explizit geprüft werden, inwieweit China seine Verpflichtungen aus dem „Phase 1 Trade Deal“ erfüllt hat und wie sich das Freihandelsabkommen der USA mit Mexiko und Kanada auf die US-Wirtschaft ausgewirkt hat. Zu diesen Punkten erwartet der Präsident bis zum 1. April 2025 Berichte mit entsprechenden „Handlungsempfehlungen“. Zölle liegen also sehr wohl auf dem Tisch, aber es bleibt noch Zeit für Verhandlungen. Offenbar überwiegt daher bei den Marktteilnehmern die Zuversicht, dass die Zollpolitik letztlich nicht allzu extrem ausfallen wird. Ob der Optimismus angesichts der Inflationsgefahren, die von der angekündigten Handelspolitik ausgehen, mittelfristig anhält, bleibt allerdings mit einem Fragezeichen versehen. Schließlich hat Trump zeitgleich die Gründung des „External Revenue Service“ angeordnet, eine neue Behörde, die Zölle und „andere“ Einnahmen aus dem Ausland eintreiben soll.

 

Positiv zu vermerken ist jedoch auch, dass Trump weder in seiner Antrittsrede noch in den letzten Wochen an seiner Kritik an der Geldpolitik der Fed festgehalten hat. Hier könnte der neue Finanzminister Scott Bessent mäßigend auf Trump eingewirkt haben. Dennoch besteht die Gefahr, dass unbedachte Äußerungen Trumps in den kommenden Wochen zu einer höheren Volatilität an den Rentenmärkten beitragen könnten. Auch das durchaus hohe Renditeniveau könnte in den kommenden Monaten in den Fokus von Trump geraten. Viele der angekündigten Maßnahmen der neuen US-Regierung dürften die US-Staatsverschuldung in die Höhe treiben. Bei hohen und/oder steigenden Zinsen könnte dies zu einer Herausforderung werden.

 

-- Alexander Buhrow und Birgit Henseler