Türkische Lira: Geldpolitische Sorgen und globale Vorgaben belasten

Die türkische Zentralbank hat damit begonnen, den Leitzins zu senken. Spielraum hierfür gab ihr die zuletzt deutlich zurückgekommene Inflation. Für Entwarnung an der Inflationsfront ist es dennoch viel zu früh, so dass die Notenbank gut beraten wäre, geldpolitisch umsichtig vorzugehen. Die Lira bleibt indes gegenüber dem US-Dollar in der Defensive, da neben den geldpolitischen Sorgen des Marktes auch die globalen Vorgaben belasten.
 

Das Bild stellt ein Diagramm dar, das die Entwicklung der Inflation in der Türkei von 2021 bis 2024 zeigt. Es umfasst mehrere Linien, die verschiedene inflationäre Kennzahlen darstellen:

1. **Gesamtinflation** (blaue Linie): Diese zeigt die allgemeine Inflation in der Türkei im Laufe der Jahre und verdeutlicht, wie sich die Preise für Waren und Dienstleistungen insgesamt verändert haben.

2. **Kerninflation** (orange Linie): Diese Linie stellt die Inflation dar, bereinigt um bestimmte volatile Faktoren wie Lebensmittel und Energiepreise, und bietet so eine konsistentere Sicht auf die langfristigen Inflationstrends.

3. **Inflationsziel der Türkischen Zentralbank (TCMB)** (graue Linie): Das Ziel der Zentralbank, um die Preisstabilität in der Wirtschaft zu gewährleisten.

Der Titel des Bildes "TCMB: Erste Erfolge bei der Inflationsbekämpfung, doch die Kuh ist noch lange nicht vom Eis" deutet darauf hin, dass es trotz der Erfolge bei der Senkung der Inflationsraten weiterhin Herausforderungen gibt, den Markt stabil zu halten.

Es zeigt, dass die Inflation in der Türkei einen Höhepunkt um 2022 erlebt hat und danach wieder gesunken ist, jedoch von der Zielvorgabe der Zentralbank bis 2024 entfernt bleibt. Der besorgniserregende Trend weist darauf hin, dass die Inflation ständigen Überwachungen und Anpassungen erfordert, um nicht wieder anzusteigen.


Die türkische Notenbank (TCMB) hat Ende Dezember wie allgemein erwartet damit begonnen, den Leitzins (One-Week Repo Rate) zu senken. Mit -250 Bp fiel der Startschuss des Senkungszyklus allerdings größer aus, als marktseitig prognostiziert (-175 Bp). Der Leitzins liegt nun bei 47,50%. Spielraum für diese Entscheidung gab der Zentralbank die zuletzt deutlich zurückgekommene Inflation sowie ihre Erwartung eines in diesem Jahr weiter spürbar nachlassenden Preisdrucks. So rechnet die TCMB damit, dass die Teuerung Ende 2025 „nur“ noch 21% (J/J) betragen wird. Wenngleich ihr Inflationsziel von 5% (J/J) damit weiter außer Reichweit liegt, so wäre eine Teuerung in diesem Bereich jedoch als weiterer Fortschritt im Kampf gegen die Inflation zu werten. Mit Blick auf ihre weiteren Entscheidungen stellt die Notenbank einen datenabhängigen Ansatz in Aussicht. Wir gehen davon aus, dass die TCMB den Leitzins in den kommenden Monaten weiter senken wird. Hierbei halten wir zunächst weitere, für türkische Verhältnisse moderate, 250 Bp-Schritte für wahrscheinlich.

 

Was die türkische Lira betrifft, so ist diese im Nachgang der Zinsentscheidung gegenüber dem US-Dollar er­neut unter Abgabedruck geraten und startete mit neuen Rekordtiefs in das neue Jahr. Wenngleich sich hierin die globale USD-Stärke widerspiegelt, so kommt in der Kursbewegung zugleich eine deutliche Lira-Schwäche zum Ausdruck, sollte der türkischen Landeswährung doch die Aussicht auf eine weniger restriktiv werdende Geldpolitik missfallen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich Staatspräsident Erdogan jüngst erneut mit seiner unorthodoxen Theorie zu den Themen Zinsen und Inflation zu Wort gemeldet hat („Die Zinssätze wer­den sinken, damit auch die Inflation sinkt. Das ist ein Muss für uns.“). Marktseitig kamen in diesem Umfeld wieder Sorgen auf, wonach die TCMB einen politisch motivierten und damit zu scharfen Leitzinssenkungskurs ver­folgen könnte, der nicht mit der zu erwartenden Inflationsentwicklung im Einklang steht. Unserer Einschätzung zufolge dürfte die Lira gegenüber der US-Devise in den kommenden Monaten weiter unter Abgabedruck stehen. Neben den skizzierten geldpolitischen Bedenken sind in diesem Zusammenhang u.a. auch die globalen Vorgaben zu nennen. Hierbei gilt es zum einen, den robusten US-Dollar zu bedenken, der unter der Trump-Regie­rung sowie damit verbunden, dem geringeren Leitzinssenkungsspielraum der Fed, noch fester werden sollte. Zum anderen dürfte das damit einhergehende verhaltenere Marktsentiment gegenüber risikosensitiven Schwellenländerwährungen der ohnehin merklich geschwächten Lira zusetzen.

 

-- Dr. Sandra Striffler