Chipmarkt wächst stark und ist auf Rekordkurs
Nach einem schwachen Vorjahr befindet sich der globale Chipmarkt im Jahr 2024 auf Rekordkurs. Im Oktober verzeichnete er zudem das zweithöchste Wachstum seit April 2022. Wichtigster Teiber sind unverändert die stark anziehende Verbreitung von Anwendungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz (KI) sowie die hohe Nachfrage nach Chips für das Hochleistungsrechnen (High Performance Computing). Dieser positive Trend dürfte sich in den kommenden Quartalen fortsetzen.
Laut Angaben des Branchenverbandes SIA (Semiconductor Industry Association) ist der weltweite Halbleiterumsatz im Oktober 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 22,1% auf 56,9 Mrd. USD gestiegen und erreichte damit den höchsten jemals in einem Monat erzielten Wert. Es war ferner das zweitgrößte Plus seit April 2022. Zweistellige Zuwachsraten verbuchten auf Jahressicht die Regionen Amerika (+54,0%), China (+17,0%) und Asien/Pazifik (+12,1%). In Japan zog der Umsatz um 7,4% an, während Europa einen Rückgang von 7,0% hinnehmen musste.
In den ersten zehn Monaten legte der Halbleiterumsatz gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum um 18,9% auf 503,0 Mrd. USD zu. Die positive Entwicklung hat die Organisation WSTS (World Semiconductor Trades Statistics) dazu bewogen, ihre bereits im Juni von 13,1% auf 16,0% angehobene Prognose für das Erlöswachstum im Jahr 2024 auf nunmehr 19,0% bzw. 626,9 Mrd. USD zu erhöhen. Für das Jahr 2025 wird ein weiterer Anstieg von 11,2% auf 697,2 (zuvor: 687,4) Mrd. USD avisiert.
Aus unserer Sicht wird der Chipmarkt weiterhin von der hohen Nachfrage nach leistungsstarken, mehrheitlich im oberen Preissegment angesiedelten, KI-Prozessoren sowie nach Speicherchips mit hoher Bandbreite, sogenannte HBM-Chips (High Bandwidth Memory), beflügelt. Diese Lösungen kommen vor allem in Rechenzentren bei der Analyse und Verarbeitung großer Datenmengen (Hochleistungsrechnen) sowie beim Training und der Anwendung von KI-basierten Sprachmodellen zum Einsatz. Ausdruck dieses Trends ist der sehr hohe Umsatzanstieg in der Region Amerika, in der die wichtigsten Entwickler dieser Produkte ihren Sitz haben.
Wir gehen davon aus, dass sich dieser Trend kurz- bis mittelfristig fortsetzen wird. So haben zum Beispiel die Betreiber großer Rechenzentren (sogenannte Hyperscaler) anlässlich der Bekanntgabe der jüngsten Quartalszahlen angekündigt, die Investitionen in die KI-Infrastruktur signifikant zu erhöhen. Ein substanzieller Teil dieser Ausgaben dürfte u.E. auf den Kauf von Hochleistungsprozessoren entfallen.
Zusätzliche Impulse sollten davon ausgehen, dass künftig immer mehr Computer und Smartphones mit Prozessoren ausgerüstet werden, die eine Durchführung von KI-Anwendungen, wie z.B. das Erstellen von Bildern und Texten oder das Durchführen von Tabellenkalkulationen, direkt auf dem Endgerät ermöglichen. Damit wird der „Umweg“ über ein Rechenzentrum vermieden. Ferner dürfte der PC-Absatz im nächsten Jahr anziehen, weil viele zu Beginn der Corona-Pandemie für das Homeoffice erworbenen Geräte gegen leistungsfähigere Computer ausgetauscht werden. Darüber hinaus wird Microsoft im nächsten Jahr die technische Unterstützung für das Betriebssystem „Windows 10“ einstellen, was vor allem Unternehmenskunden dazu veranlassen dürfte, in neue PC zu investieren.
Sollte es zudem zu einer Nachfrageerholung bei Automotive-Lösungen und Chips für industrielle Anwendungen kommen, besteht unserer Auffassung nach eine gute Chance, dass die Prognose für 2025 übertroffen wird.
-- Ingo Wermann