USA: Windiger Arbeitsmarktbericht ändert wohl kaum die Einschätzung der Fed
In den USA ist das Beschäftigungswachstum im Oktober eingebrochen. Das liegt aber vor allem an Streiks und Unwettern. Die Fed dürfte sich durch die Sondereffekte nicht zu einem großen Zinsschritt verleiten lassen.
Der US-Arbeitsmarkt hat in den letzten Monaten abgekühlt, keine Frage. Das kann man besonders gut an der Zahl der offenen Stellen sehen, die von ihrem Hoch im März 2022 von etwa zwölf Millionen auf inzwischen etwas über sieben Millionen abgesackt ist. Aber der plötzliche Absturz des Beschäftigungswachstums von saisonbereinigt 223.000 Stellen im September auf bloß 12.000 im Oktober ist schon eine kräftige negative Überraschung. Besonders, wenn man bedenkt, dass kürzlich für das dritte Quartal 2024 erneut ein deutliches Wirtschaftswachstum in den USA gemeldet wurde. Als positive Nachricht aus dem Arbeitsmarktbericht ist nur zu werten, dass die Arbeitslosenquote im Oktober im Vergleich zum Vormonat unverändert bei 4,1% blieb.
Die Beschäftigungsstatistik zeigt jedoch, dass im Oktober kräftige Sondereffekte am Werk waren. So gab es zwar im privaten Gesundheitswesen mit +52.300 (M/M) und im öffentlichen Dienst mit +40.000 (M/M) Stellen einen ähnlich starken Stellenaufbau wie in den Vormonaten. Insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe und in Teilen des Dienstleistungssektors kam es jedoch zu einem deutlichen Stellenabbau, der wenig mit der konjunkturellen Lage zu tun haben dürfte. Erstens: Das Minus bei der Zahl der Beschäftigten in der Industrie konzentrierte sich überwiegend auf die Herstellung von „Transportausrüstung“. Hier gingen laut Arbeitsmarktbericht gegenüber September mehr als 40.000 Stellen verloren. Dabei dürfte es sich aber im Wesentlichen nur um die direkten und indirekten Auswirkungen des Streiks bei Boeing handeln. Sobald dieser beendet ist, wird die Beschäftigung wieder sprunghaft ansteigen.
Zweitens dürften die Beschäftigungszahlen durch die Hurrikans „Helene“ und „Milton“ verzerrt worden sein. Das Bureau of Labor Statistics weist darauf hin, dass die genauen Auswirkungen der Unwetter auf die Arbeitsmarktstatistik nicht abgeschätzt werden können. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass sie zumindest teilweise hinter den schwachen Einstellungszahlen in einigen Dienstleistungsbranchen stehen. So gab es bei den temporären Hilfsdienstleistungen gegenüber dem Vormonat einen Stellenabbau von fast 50.000, im Einzelhandel wurden gleichzeitig 6.000 Stellen gestrichen und im Freizeit- und Gastgewerbe betrug das Minus 4.000 Stellen. Der geringe Beschäftigungszuwachs im Oktober sollte daher nicht überbewertet werden. Im November dürfte sich der Beschäftigungsaufbau wieder etwas beleben. Es ist unwahrscheinlich, dass sich die US-Notenbank von diesen verzerrten Arbeitsmarktzahlen zu einem „Jumbo-Zinsschritt“ verleiten lässt. Wir gehen davon aus, dass die Währungshüter auf ihrer Sitzung am 7. November die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken werden.
-- Alexander Buhrow