Euro-Raum: Positive Konjunkturdynamik im dritten Quartal 2024
Das Bruttoinlandsprodukt des Euro-Raums hat im dritten Quartal um 0,4% zum Vorquartal zugelegt. Insbesondere in Spanien und Frankreich lief die Konjunktur rund. Deutschland konnte eine technische Rezession vermeiden.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Europäischen Währungsunion (EWU) ist im dritten Quartal 2024 gegenüber dem Vorquartal um 0,4% gestiegen. Gegenüber den ebenfalls positiven Ergebnissen der ersten beiden Quartale bedeutet dies sogar eine leichte Beschleunigung.
Der Blick auf die einzelnen Länder zeigt jedoch eine große Heterogenität. In Deutschland stieg die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,2 %. Hauptstütze waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die privaten und staatlichen Konsumausgaben. Das Quartalsergebnis ist eine positive Überraschung, da vor dem Hintergrund der in den Sommermonaten gesunkenen Stimmungsindikatoren und schlechter Nachrichten aus der Automobilindustrie durchaus mit einem leichten Rückgang zu rechnen war. Eine echte Trendwende ist das Ergebnis aber noch nicht, zumal die Daten für das zweite Quartal noch einmal nach unten revidiert wurden. Immerhin konnte die befürchtete „technische“ Rezession (zwei negative Quartale in Folge) vermieden werden. Die Wachstumsdynamik in Deutschland bewegt sich damit in diesem Jahr weiterhin entlang der Nulllinie. Deutschland kommt nicht von der Stelle.
Das italienische BIP stagnierte von Juli bis September. Dagegen setzte sich das kräftige Wachstum in Spanien wie schon in den ersten beiden Quartalen mit einer Zuwachsrate von 0,8% gegenüber dem Vorquartal fort. Eine starke Binnennachfrage, getragen vom privaten Konsum, wurde durch einen schwächeren Außenbeitrag nur leicht gebremst. Das französische BIP stieg um 0,4% gegenüber dem Vorquartal. Allerdings führten die Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris zu einer kleinen Sonderkonjunktur bei den privaten Konsumausgaben und den Dienstleistungsexporten.
Wie geht es in den nächsten Quartalen weiter? Die unterschiedlichen Triebkräfte in den Mitgliedsländern machen deutlich, dass die Entwicklung noch auf wackeligen Beinen steht. Während die Dynamik in Spanien hoch bleiben dürfte, ist in Frankreich im Schlussquartal mit einer Wachstumsverlangsamung zu rechnen. Im Schlussquartal 2024 fällt der Einmaleffekt der Olympischen Spiele weg, was sich dämpfend auf die Konjunktur auswirken wird. In Deutschland zeigt der private Konsum die lange erhofften Lebenszeichen, die Industrie spürt aber weiterhin massiven Gegenwind. Bei voraussichtlich anhaltend schwachen Investitionen und wenig Impulsen von der Auslandsnachfrage ruhen die Hoffnungen auch in den kommenden Quartalen auf den Verbrauchern. Sollten sie ihre Ausgaben weiter erhöhen, könnte dies die Basis für eine moderate Konjunkturerholung in Deutschland im kommenden Jahr bilden. Für den gesamten Währungsraum erwarten wir daher eine Fortsetzung des leicht positiven Wachstumstrends. Ein kräftiger Aufschwung ist im kommenden Jahr allerdings nicht zu erwarten.
-- Dr. Christoph Swonke