US-Wahl: Die Spannung steigt
Der Schlussspurt bei den Präsidentschafts- und Kongresswahlen rückt näher. Laut Umfragen bleibt das Rennen spannend. Entsprechend steigt die Nervosität an den Finanzmärkten.
In einer Woche (5. November) findet die mit Spannung erwartete Präsidentschaftswahl in den USA statt. Gleichzeitig werden ein Drittel des Senats und das Repräsentantenhaus neu zusammengesetzt. Das Duell zwischen Kamala Harris und Donald Trump ist völlig offen. Allerdings hat der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump laut Umfragen in wichtigen Swing States inzwischen eine hauchdünne Mehrheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Republikaner die Mehrheit im Senat gewinnen, ist zudem hoch. Außerdem sind die Chancen für eine republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus zuletzt gestiegen. Hier bleibt es aktuell aber bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen.
Bei sehr knappen Mehrheiten im US-Kongress oder einem „gespaltenen Kongress“ (Republikaner haben in einer Kammer die Mehrheit, Demokraten in der anderen) wäre der künftige Präsident oder die künftige Präsidentin zu erheblichen Kompromissen gezwungen. Eine Extrempolitik würde dadurch verhindert. Sollte Trump jedoch zum neuen US-Präsidenten gewählt werden und die Republikaner gleichzeitig in beiden Kongresskammern komfortable Mehrheiten erringen, könnte Trump durchregieren. Das würde im Kern bedeuten: Zölle hoch, Steuern runter. Wir gehen davon aus, dass in diesem Fall deutliche Steuersenkungen kurzzeitig ein Strohfeuerwachstum auslösen könnten. Mittelfristig würden aber kräftige Zollerhöhungen die Inflation deutlich anheizen und das Wirtschaftswachstum wieder spürbar bremsen.
Am Kapitalmarkt wird ein solcher Wahlsieg der Republikaner zunehmend für möglich gehalten. Dies spiegelt sich sowohl in den Leitzinssenkungserwartungen als auch in der Entwicklung der Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen wider. Während die überwiegende Mehrheit der Marktteilnehmer weiterhin von zwei Zinsschritten der US-Notenbank noch in diesem Jahr ausgeht, haben die Hoffnungen auf kräftige Zinssenkungen im kommenden Jahr einen deutlichen Dämpfer erhalten. So wurde Ende September noch mit einer Rücknahme der oberen Fed Funds Rate auf 2,75% bis zum Jahresende 2025 gerechnet, was Leitzinssenkungen um mehr als 200 Basispunkte bedeutet hätte. Aktuell geht der Markt nur noch von einer Rücknahme der oberen Fed Funds Rate um 135 Basispunkte bis Ende 2025 aus.
Nahezu parallel zu den gestiegenen Chancen auf einen Wahlsieg der Republikaner sind auch die 10-jährigen Renditen in den USA gestiegen. Aktuell liegen sie rund 40 Basispunkte höher als noch vor vier Wochen. Dies könnte ein Vorbote für den Fall sein, dass die Republikaner tatsächlich den Präsidenten und die Mehrheit in beiden Kammern des Kongresses stellen. Sowohl eine höhere Inflation als auch ein steigendes Haushaltsdefizit würden die Renditen von US-Treasuries tendenziell nach oben treiben. Dies würde über den internationalen Zinszusammenhang auch zu höheren Bundrenditen führen. So ist bereits die jüngste Aufwärtsbewegung der US-Renditen nicht spurlos an den zehnjährigen Bundrenditen vorbeigegangen. Die kommenden Tage bleiben spannend und könnten zu Volatilität an den Rentenmärkten führen.
-- Alexander Buhrow und Birgit Henseler