China: Stimulus ist primär ein Hoffnungswert

Chinas Notenbank kündigt ein größeres Maßnahmenpaket monetärer Lockerungen an, die hauptsächlich auf den krisengeschüttelten Immobiliensektor zielen. Eine Erholung des durch die Krise stark belasteten Konsums dürfte aber schwerlich gelingen.

 

 

Man kann sicherlich nicht konstatieren, dass die chinesische Regierung der Konjunkturschwäche des Landes tatenlos zusieht. Insbesondere die Krise im Immobiliensektor, die seit den Evergrande-Turbulenzen vor rund drei Jahren andauert und die – nebenbei bemerkt – Peking durch die Einführung strenger Finanzierungsvorschriften selbst losgetreten hat, treibt der Staatsführung offenbar weiterhin Sorgenfalten auf die Stirn. Zu Recht, denn nicht nur hat sich der Wohnungsbau seither mehr als halbiert, die schrumpfende Immobiliennachfrage und inzwischen fallende Wohnungspreise haben auch die Verbraucher stark verunsichert und lasten schwer auf dem Konsum. Das bekommen weltweit viele Exportländer zu spüren, aber auch Unternehmen, die direkt vor Ort für den chinesischen Markt produzieren und Umsatzverluste verzeichnen.

 

Schon in den vergangenen Monaten hatte Peking versucht, die Talfahrt des Immobiliensektors zu stoppen – mit Zinssenkungen und einem kommunalen Wohnungskaufprogramm, bislang jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Auch Konsumgutscheine zur Belebung des privaten Verbrauchs waren schon im Gespräch, wurden aber noch nicht umgesetzt. Das aktuelle Stimulus-Paket geht zumindest deutlich über die bisherigen Vorstöße hinaus: Es beinhaltet Zins- und Mindestreservesatzsenkungen, Verringerungen der Hypothekenzinsen und der (staatlich festgesetzten) Eigenanteile bei einer Immobilienfinanzierung sowie eine nochmalige Ausweitung des kommunalen Wohnungskaufprogramms. Damit hätte es zumindest mehr Kraft, für eine gewisse Stabilisierung des Immobiliensektors zu sorgen.

 

Ein Wachstumstreiber sind die nun verkündeten Maßnahmen aus unserer Sicht aber nicht. Insbesondere für eine Erholung des strauchelnden Konsums bedarf es vielmehr grundlegender struktureller Änderungen, vor denen die chinesische Regierung jedoch bislang zurückscheut. Man darf nicht vergessen, dass Eigentumswohnungen (zumeist Zweitwohnungen) für viele private Haushalte in China Anlageobjekte sind, die als Altersvorsorge dienen und in die bislang ein Großteil der enorm hohen Ersparnisse floss. Dieses Vorsorgemodell ist mit der Krise grundsätzlich ins Wanken geraten. Notwendig wäre hier eher ein Ausbau des Rentensystems. Kurzfristig dürften die Konsumenten ihre Zurückhaltung daher nicht ablegen.

 

-- Monika Boven