Bitcoin: US-Wahlen und „Risk-Off“ belasten

Die weltweit führende Kryptowährung Bitcoin befindet sich seit Monaten in einem leichten Abwärtstrend. Finanzmarktturbulenzen, ein angeschlagenes Sentiment („Risk-Off“) sowie ein enges US-Präsidentschaftsrennen sorgen für Verunsicherung und Volatilität.
 


Seit einigen Wochen beißt sich der Bitcoin an der Marke von 60.000 US-Dollar die Zähne aus. Zeitweise rutschte er dabei sogar in den Bereich um 50.000 US-Dollar ab. Viele Altcoins traf es noch weit härter, und so fiel die gesamte Marktkapitalisierung des Sektors zeitweise wieder unter 2 Bio. US-Dollar. Insgesamt befindet sich der Bitcoin seit dem Allzeithoch Mitte März bei knapp 74.000 US-Dollar in einem leichten Abwärtstrend. Hieran können auch vorübergehende Kursgewinne – wie der Anstieg im August bis auf rund 65.000 US-Dollar – nichts ändern.


Eine bedeutende Ursache für die aktuelle Schwächephase sind die zuletzt aufgetretenen wirtschaftlichen Unsicherheiten vor allem in Form von US-Rezessionssorgen. Der damit einhergehenden Eintrübung des weltweiten Sentiments an den Finanzmärkten und der „Risk-off-Bewegung“ konnte sich das Segment in den letzten Wochen nicht entziehen. Es ist nicht das erste Mal, dass die Kurse von Bitcoin und großen Aktienindizes im Tandem nachgaben. Vor allem Anfang August war dies im Zuge des schlechter als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktberichts sowie des damals drohenden Flächenbrands im Nahen Osten der Fall. Dem teils vorherrschenden Image als „digitales Gold“  konnte die Kryptowährung folglich nicht gerecht werden.


Ebenfalls zur übergeordneten Abwärtsbewegung beigetragen hat die Erkenntnis, dass nach dem Rückzug Bidens ein von zahlreichen Krypto-Anhängern bereits als sicher geglaubter Wahlsieg des mittlerweile krypto-freundlichen Donald Trump auf der Kippe steht. Derzeit liegen Trump und Harris in den Umfragen etwa gleichauf und die Marktteilnehmer wissen nicht, was auf sie zukommt, sollte Kamala Harris das Rennen machen. Denn die Krypto-Politik der Demokraten in den letzten Jahren kann durchaus als streng bezeichnet werden. Bisher hat sich Kamala Harris – trotz Stimmen aus ihrem Umfeld, die auf eine etwas mildere Haltung schließen lassen – eher bedeckt gehalten, was ihre Einstellung zu Kryptowährungen angeht.

 

Gerade aufgrund der neuen Gemengelage mit Kamala Harris dürften die nächsten knapp zwei Monate bis zur Wahl wohl von Volatilität geprägt sein. So war dies auch nach der jüngsten Präsidentschaftsdebatte der Fall, als der Bitcoin mit Kursverlusten auf das bessere Abschneiden von Harris reagierte. Nichtsdestotrotz können wohl weder Trump noch Harris durchregieren, und der Kongress hat immer noch ein (bedeutendes) Wörtchen mitzureden. Mittel- bis langfristig bleibt die Geldpolitik zudem der entscheidende Faktor für die Kursentwicklung. Die anstehenden Leitzinssenkungen in den USA dürften daher in den kommenden Monaten im Fokus der Bitcoin-Anhänger stehen. 

 

-- Marcel Heinrichsmeier


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