EZB: Vorsichtiger Zinssenkungskurs wird fortgesetzt

Notenbank-Obere senken den Einlagesatz zur September-Ratssitzung um 25 Basispunkte auf nunmehr 3,50%. Hauptrefisatz sinkt um 60 Bp.

 

 

Die europäischen Währungshüter haben auf ihrer heutigen Sitzung beschlossen, ihren vorsichtigen Zinssenkungskurs fortzusetzen. Der Einlagensatz sinkt wie erwartet um 25 Basispunkte auf 3,50%. Die Notenbank-Oberen hatten bereits im März beschlossen, den Abstand zwischen dem Hauptrefinanzierungssatz und dem Einlagesatz von bislang 50 auf nunmehr 15 Basispunkte zu vermindern. Vor diesem Hintergrund wurde der Hauptrefinanzierungssatz um 60 Basispunkte auf 3,65% gesenkt. In einer ersten Reaktion haben die Marktakteure ihre Zinssenkungserwartungen für den Rest des Jahres etwas zurückgeschraubt, da die Kerinflationsrate sich laut Projektionen als leicht hartnäckiger erweist. Vor der EZB-Ratssitzung hatte der jüngste Rückgang der Inflation (August: 2,2% J/J) die marktseitige Erwartung geschürt, dass die Währungshüter die Zinszügel auch im Oktober lockern könnten. Das Vorgehen der Notenbank bleibt jedoch von Vorsicht geprägt. 

 

EZB-Stabsmitarbeiter korrigieren Wachstumsprojektionen etwas nach unten
Im Zuge dieser Ratssitzung wurden turnusgemäß die Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung überarbeitet. Die EZB-Stabsmitarbeiter haben dabei ihren Wachstumsausblick für die europäische Wirtschaft etwas nach unten korrigiert. Über alle Projektionshorizonte (2024 / 2025 / 2026) hinweg wurde die BIP-Prognose um jeweils 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert. Die etwas zurückhaltenderen Wachstumsaussichten werden unter anderem mit der Erwartung einer schwächeren Binnenkonjunktur begründet. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass trotz der gedämpften konjunkturellen Entwicklung die Inflationsprojektionen unverändert geblieben sind. Die Projektionen für die Kerninflation in den Jahren 2024 und 2025 wurden sogar leicht nach oben revidiert. So sei der grundlegende Inflationsdruck in der Wirtschaft aufgrund der erfolgten Lohnerhöhungen nach wie vor kräftig. Positiv zu vermerken ist allerdings, dass die EZB-Stabsmitarbeiter nach wie vor wohl davon ausgehen, dass die Gesamtinflationsrate im Schlussquartal 2025 wieder im Einklang mit dem EZB-Ziel stehen wird.

 

Weiteres geldpolitisches Vorgehen der Notenbank bleibt datenabhängig

Notenbankchefin Lagarde vermied es in ihren Ausführungen, sich zur möglichen Ausgestaltung des Zinssenkungszyklus zu äußern. Vielmehr betonte die oberste Währungshüterin die Datenabhängigkeit des weiteren Lockerungskurses. Vor diesem Hintergrund sehen wir uns in unserer Einschätzung bestätigt, dass die EZB die Zinszügel behutsam lockern wird. Die Notenbank dürfte den Leitzins quartalsweise senken. Der nächste Lockerungsschritt ist unserer Ansicht nach im Rahmen der Dezember-Ratssitzung zu erwarten, wenn auch wieder neue Projektionen zur Konjunktur- und Inflationsentwicklung vorliegen.

 

- Christian Reicherter

 

 


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