Rohöl: US-Lagerbestände – Pulsmesser der Konjunktur

Die US-Lagerbestände sind ein wichtiger Pulsmesser der Konjunktur, da sie Aufschluss über die Ölnachfrage liefern. Dadurch haben sie auch einen großen Einfluss auf die weltweiten Ölpreise.
 


Die US-Rohöllagerbestände sind ein wichtiger Indikator für die Wirtschaftsaktivität und die Ölnachfrage der größten Volkswirtschaft der Welt. Bestandsveränderungen haben daher einen großen Einfluss auf die globalen Ölpreise. Sinkende Vorräte deuten meist auf eine anziehende Konjunktur und eine steigende Nachfrage hin, was den Ölpreis stützt. Steigende Lagerbestände können hingegen auf eine schwächere Konjunktur und eine verhaltene Nachfrage hindeuten, was das Preisniveau dämpft. Zwar kann grundsätzlich auch eine steigende Ölförderung die Bestände erhöhen. Die Auswirkungen auf den Ölpreis sind aber dieselben.

 

Seit Jahresbeginn sind die US-Bestände insgesamt nur leicht gesunken. Doch gab es unterjährig größere Schwankungen. So stiegen die Vorräte im ersten Quartal von ihrem Jahrestiefstand von 421.000 Barrel auf 460.000 Barrel. Danach tendierten sie seitwärts, bevor die Sommerreisesaison ab Juni die Treib­stoffnachfrage in die Höhe trieb und die Vorräte reduzierte.

 

Diverse Einflussfaktoren wirken auf die Lagerbestände – vier Treiber im Fokus

 

Auf Ebene der vorgelagerten Aktivitäten werden die Rohölvorräte besonders durch die Fördermengen der Ölunternehmen beeinflusst. Wird mehr Rohöl gefördert, kann auch mehr eingelagert werden, wodurch die Bestände wachsen. Seit etwa 15 Jahren verzeichnet die Ölförderung in den USA aufgrund effizienterer Bohr- und Fördertechniken wie Fracking ein kräftiges Wachstum und stellt ständig neue Rekorde auf.

 

Mit Blick auf die nachgelagerten Aktivitäten ist der Auslastungsgrad der Ölraffinerien eine wichtige Kennzahl. Er gilt als Indikator für die künftige Nachfrage nach Raffinerieprodukten wie Benzin und Heizöl. Erwarten die Raffinerien eine positive Nachfrageent­wicklung, erhöhen sie ihre Aktivitäten, wodurch die Bestände an Rohöl sinken.

 

Saisonale Nachfrageveränderungen haben ebenfalls einen großen Einfluss auf die Lagerbestände. So nimmt in der Sommerreisezeit der Bedarf an Benzin und Kerosin zu, während im Winter traditionell mehr Heizöl nachgefragt wird. Die Schwankungen spiegeln sich auch in den Lagerbeständen wider.

 

Nicht zuletzt hat auch das Verhältnis von Importen und Exporten einen direkten Einfluss auf die nationalen Rohölvorräte. Ein Anstieg der Rohölimporte kann zu einer Zunahme der Lagerbestände führen, sofern das importierte Öl nicht direkt in inländischen Raffinerien weiterverarbeitet wird. Steigen die Exporte im Vergleich zu den Importen, können die Lagerbestände ebenfalls sinken.

-- Linda Yu


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