Nachfrage nach KI-Angeboten beflügelt den Cloud-Markt

Der weltweite Markt für Cloud-Dienstleistungen ist auch im 2Q24 spürbar gewachsen. Wesentlicher Wachstumstreiber war die gestiegene Nachfrage nach Anwendungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz. Die „Top 3“-Unternehmen haben einen noch größeren Marktanteil auf sich vereint und wollen diesen durch eine „Investitionsoffensive“ weiter ausbauen. Wir billigen dem Markt für Cloud-Dienstleistungen hohes Potenzial zu. 
 


Die weltweiten Ausgaben für Cloud-Dienstleistungen sind laut Angaben des US-Marktforschers Canalys im 2Q24 gegenüber dem Vorjahr um 19% auf 78,2 Mrd. USD angezogen. Amazon10)11) verteidigte mit der Cloudsparte „AWS“ die Marktführerschaft und erzielte - wie im Vorjahr - einen Anteil von 33%. Erster Verfolger blieb Microsoft10)11) mit der Cloudplattform „Azure“, deren Anteil von 18% auf 20% stieg. Marktanteilsgewinne (von 9% auf 10%) verbuchte auch „Google Cloud“, das Angebot der zu Alphabet11) gehörenden Tochtergesellschaft Google. Die drei größten Cloud-Anbieter haben damit 63% (2Q22: 59%; 2Q23: 61%) des globalen Cloud-Umsatzes auf sich vereint, womit sich die Konzentration auf die „Top 3“ weiter erhöht hat. Für das Jahr 2024 erwartet Canalys ein Wachstum der globalen Erlöse mit Cloud-Dienstleistungen von 20%, nachdem das Plus im Jahr 2023 „nur“ bei 18% lag.

 

Wir werten die Entwicklung des Cloud-Marktes im 2Q24 positiv. Aus unserer Sicht stellt die spürbar anziehende Nachfrage nach leistungsstarken und rechenintensiven Angeboten rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) derzeit den mit Abstand wichtigsten Wachstumstreiber dar. Die führenden Cloud-Konzerne ermöglichen einer dynamisch wachsenden Kundenzahl zum einen die Nutzung großer KI-Sprachmodelle wie „GPT-4o“ von OpenAI, „Gemini 1,5“ von Google und „Llama 3.0“ von Meta Platforms11). Zum anderen bieten sie auch die Voraussetzung für die Anwendung von kleineren KI-Modellen. Diese gewinnen aus unserer Sicht in den kommenden Jahren an Bedeutung, weil sie branchenspezifische Aufgaben und Fragestellungen bearbeiten können, dabei mit weniger Paramatern - und deshalb auch mit weniger Energie - auskommen und ferner Vorteile in Bezug auf die Datenintegrität aufweisen.

 

Wie hoch die „Top 3“-Cloud-Anbieter das aus der signifikant zunehmenden Nachfrage nach KI-Angeboten resultierende Potenzial für die kommenden Jahre einschätzen, zeigt unserer Meinung nach der extrem starke Anstieg der Sachinvestitionen im abgelaufenen Quartal. Dieser betrug bei Alphabet 91% (auf 6,9 Mrd. USD), bei Microsoft 55% (auf 13,9 Mrd. USD) und bei Amazon 54% (auf 17,6 Mrd. USD). Auch wenn, wie insbesondere bei Amazon, nicht alle Mittel in das Cloudgeschäft fließen werden, so dürfte ein substanzieller Anteil der Investitionen für den Ausbau des Geschäftes mit der Datenwolke vorgesehen sein.

 

Aktuell geben die hohen Umsatz- und Gewinnwachstumsraten den Unternehmen in Bezug auf ihre kostspielige „Investitionsoffensive“ recht. Sollten sich jedoch die hohen Erwartungen der Nutzer hinsichtlich schneller materieller Erfolge durch den Einsatz von KI-Lösungen nicht erfüllen, oder sich die Entwicklung von KI-gestützten Geschäftsmodellen schwieriger als erhofft darstellen, so könnte das „KI-Interesse“ der Kunden schwinden und damit das künftige Cloud-Wachstum an Dynamik einbüßen.

 

-- Ingo Wermann