Ölpreis: Konjunktursorgen versus geopolitische Risiken

Die Finanzmarktturbulenzen lösten auch am Ölmarkt einen Ausverkauf aus. Auf absehbare Zeit dürfte das Hauptaugenmerk allerdings wieder verstärkt auf dem Nahostkonflikt liegen.
 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die die Entwicklung des Ölpreises über einen bestimmten Zeitraum zeigen.

**Linke Grafik:**
- **Titel:** „Geopolitik wird die Volatilität am Ölmarkt erhöhen“
- **Darstellung:** Eine Prognose der Ölpreisentwicklung von 2020 bis 2025. 
- **Wert:** In USD pro Barrel.
- **Inhalt:** 
  - Der tatsächliche Verlauf des Ölpreises bis um 2023
  - Prognoseentwicklungen durch DZ BANK von etwa 2023 bis 2025.

**Rechte Grafik:**
- **Titel:** „Starke Schwankungen im Zuge der Turbulenzen“
- **Darstellung:** Intraday-Bewegungen des Rohölpreises zwischen Juni und August 2024.
- **Wert:** In USD pro Barrel.
- **Inhalt:**
  - Deutliche Auf- und Abwärtsbewegungen, die auf markante intraday-Schwankungen hinweisen.

**Zusammenfassung:**
- Der linke Graph zeigt die allgemein steigende Volatilität am Ölmarkt, beeinflusst durch geopolitische Faktoren.
- Der rechte Graph verdeutlicht die intensive kurzfristige Volatilität des Ölpreises über einen begrenzten Zeitraum, wahrscheinlich in Reaktion auf marktspezifische Ereignisse oder Nachrichten.
- **Quellen:** Angegeben mit Bloomberg und DZ BANK.


Seit Anfang Juli befand sich der Preis für Rohöl der Sorte Brent in einer hartnäckigen Abwärtsbewegung, die sich am letzten Freitag abrupt verstärkte und den Ölpreis zu Beginn dieser Handelswoche auf seinen diesjährigen Tiefstand einbrechen ließ. Innerhalb von zwei Handelstagen sackte der Preis des schwarzen Goldes um rund 5 USD je Barrel ab, bevor er sich zügig von den Turbulenzen erholte und sich wieder im Bereich um 80 USD je Barrel stabilisierte.

 

Auslöser des Ausverkaufs waren Rezessionsängste in den USA, die von zum Teil enttäuschenden Konjunkturindikatoren geschürt wurden. Insbesondere der schwächer als erwartet ausgefallene Arbeitsmarktbericht und der Anstieg der Arbeitslosenquote auf den höchsten Stand seit drei Jahren wogen schwer. Zudem fiel der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Juli unerwartet schlecht aus. Damit reihen sich die Daten in eine Serie negativer Konjunktursignale, u.a. aus China ein, welche die Nachfrage am Rohölmarkt belasten.

 

Ein drastischerer Preiseinbruch am Ölmarkt wurde durch die Sorge um eine weitere Zuspitzung des Nahostkonflikts verhindert, wo ein größerer Krieg auszubrechen droht. Nach der Ankündigung des Irans, Vergeltung für die Ermordung mehrerer hochrangiger Hamas- und Hisbollah-Führer durch Israel üben zu wollen, warten die Marktteilnehmer nun auf die Reaktion Teherans. Ob der Iran tatsächlich einen offenen Konflikt mit Israel und den USA (die ihre militärische Unterstützung zugesichert haben) riskiert, ist allerdings fraglich. Im Falle einer Beeinträchtigung der Ölversorgung dürfte dies die Risikoaufschläge und mithin das Preisniveau wieder deutlich in die Höhe steigen lassen.

 

In Richtung eines höheren Angebots dürfte hingegen die OPEC+ tendieren. So ist es durch die jüngste Stabilisierung des Ölpreises mit Blick die Produktionsmenge wieder wahrscheinlicher geworden, dass die Kartellmitglieder an ihrem Plan der sukzessiven Fördererhöhungen ab Oktober festhalten. Zuletzt war dieser Plan aufgrund der starken Kursverluste am Ölmarkt in Frage gestellt worden.

 

Kurzfristig dürfte der Nahostkonflikt zwar einen bedeutenden Einfluss am Rohölmarkt haben. Ähnlich wie die Rezessionssorgen sollten die geopolitischen Spannungen aber auf absehbare Zeit wieder in den Hintergrund rücken. So legen doch unsere Konjunkturprognosen nahe, dass die Volkswirtschaften der weltweit wichtigsten Währungsräume in den nächsten Quartalen zumindest moderat wachsen werden. Dies sollte für eine stabile Nachfrage am Ölmarkt sorgen. Langfristig dürften die Wachstumsimpulse weiter zunehmen, sodass wir dem Ölpreis auf Jahressicht Aufwärtspotenzial in den Bereich um 90 USD je Barrel zutrauen.

 

-- Linda Yu