Bitcoin & Co. im Sinkflug
Die führende Kryptowährung Bitcoin fiel zeitweise unter die 50.000-US-Dollar-Marke. Auslöser waren US-Rezessionsängste, Spannungen in Nahost sowie Unsicherheit im US-Präsidentschaftsrennen.
Der Krypto-Markt ist zuletzt massiv unter Druck geraten und befand sich zeitweise im freien Fall. Die gesamte Marktkapitalisierung des Sektors lag um rund 700 Mrd. US-Dollar niedriger als eine Woche zuvor, was einem Rückgang von fast 30 Prozent entspricht. Die führende Kryptowährung Bitcoin fiel sogar erstmals seit Februar dieses Jahres vorübergehend wieder unter die Marke von 50.000 US-Dollar. Noch härter traf es die Kryptowährungen aus der zweiten Reihe. So gab die zweitgrößte Kryptowährung Ether kurzzeitig ihre gesamten Gewinne seit Jahresbeginn wieder ab und verlor innerhalb einer Woche rund 35 Prozent auf temporär unter 2.200 US-Dollar. In den letzten Tagen konnte der Markt eine moderate Gegenbewegung zeigen und steht nun wieder bei etwas mehr als 2 Bio. US-Dollar.
Auslöser für den enormen Kursrutsch war vor allem ein Mix aus makroökonomischen und geopolitischen Einflussfaktoren. So kam es zu Wochenbeginn zu einem heftigen Stimmungseinbruch („Risk-off“) an den globalen Finanzmärkten. Vor allem US-Rezessionssorgen hatten das Sentiment belastet. Auf geopolitischer Ebene rückt aktuell der Nahost-Konflikt wieder in den Fokus der Anleger, nachdem Befürchtungen hinsichtlich einer größeren militärischen Auseinandersetzung zwischen Israel und dem Iran Auftrieb erfahren hatten. Diese Gemengelage führte zu einem breiten Ausverkauf an den weltweiten Aktienmärkten und machte auch vor Bitcoin & Co. nicht halt. Die führende Kryptowährung konnte dem von ihren Anhängern propagierten Image als „digitales Gold“ und damit sicherer Hafen in Krisenzeiten folglich nicht gerecht werden.
Ebenfalls wenig erfreulich aus der Perspektive der Marktteilnehmer im Krypto-Markt ist derzeit der Blick auf die US-Präsidentschaftswahlen. Noch im Juli herrschte große Euphorie rund um die Aussagen von Donald Trump zum Thema Krypto. Dieser hatte sich nämlich – im Gegensatz zu seiner ersten Amtszeit – mehrfach positiv zu Bitcoin & Co. geäußert und bspw. eine Lockerung der Regulierung in Aussicht gestellt, sollte er Präsident werden. Seit dem Personalwechsel bei den Demokraten haben sich die Siegchancen Trumps wieder deutlich verschlechtert. Und sollte Kamala Harris triumphieren, könnte die strenge Krypto-Politik der Demokraten aus der Vergangenheit fortgesetzt werden, so die Befürchtung einiger Marktteilnehmer.
Die US-Politik dürfte den Krypto-Markt zwar auf kurze Sicht merklich beeinflussen. Längerfristig sollten aber andere Faktoren, darunter die Geld- und Fiskalpolitik, das allgemein vorherrschende Stimmungsbild an den Finanzmärkten sowie das Vertrauen privater und institutioneller Investoren in Kryptowährungen die Kursentwicklung prägen.
-- Marcel Heinrichsmeier