FOMC: Geduld ist eine Tugend

Die Fed-Vertreter haben bei ihrer gestrigen Zusammenkunft beschlossen, das Zielband für den Leitzins unverändert bei 5,25% bis 5,50% zu belassen.
 


Wie von uns erwartet, haben die amerikanischen Währungshüter bei ihrer Sitzung gestern Abend keine Anpassungen an ihrem geldpolitischen Kurs vorgenommen. Das Zielband für den Leitzins wurde unverändert bei 5,25% bis 5,50% belassen. Aus dem geldpolitischen Statement geht hervor: Die Notenbank-Oberen wollen noch weitere Zuversicht darüber gewinnen, dass sich die Inflation nachhaltig der Zielmarke von 2% annähert, bevor sie den Zinssenkungszyklus einleiten. Die Fed geht davon aus, dass die Risiken zur Erreichung ihres dualen Mandats (Inflation / Vollbeschäftigung) zusehends besser ausbalanciert sind. Zur Beurteilung der Angemessenheit des geldpolitischen Kurses werden die Notenbanker die nächsten Datenveröffentlichungen genau im Blick behalten. Die Federal Reserve bleibt somit „datenabhängig“. Bis zur nächsten FOMC-Sitzung am 18. September stehen unter anderem noch zwei CPI-Veröffentlichungen (14. August / 11. September) auf der Agenda. In einer ersten Marktreaktion haben die Zinssenkungserwartungen einen leichten Dämpfer erfahren.

 

Fed-Chef Powell betont die Datenabhängigkeit des geldpolitischen Kurses

Im Rahmen der Pressekonferenz hielt sich Fed-Chef Powell alle Optionen offen. Auf die Frage, inwieweit ein Zinssenkungsschritt im September auf der Agenda stehen könnte, schloss der Fed-Chef diesen weder kategorisch aus noch stellte er ihn in Aussicht. Das weitere geldpolitische Vorgehen sei von der weiteren Entwicklung der Inflation bzw. der Lage am Arbeitsmarkt abhängig, so der Notenbankchef. Die Währungshüter stehen weiterhin vor der Problematik, dass eine zu frühe Lockerung der Zinszügel die bislang erzielten Erfolge bei der Eindämmung der Inflation gefährden könnte. Ein zu spätes Handeln der Notenbank könnte demgegenüber die Entwicklung der US-Wirtschaft unnötig bremsen. Im Rahmen der Pressekonferenz kam auch die Frage auf, inwieweit ein erster Zinssenkungsschritt im Umfang von 50 Basispunkten angebracht sein könnte. Notenbankchef Powell vermittelte den Eindruck, dass dies für die Währungshüter keine Option sei.

 

Das Federal Open Market Committee (FOMC) zeigt sich geduldig

Wir fühlen uns in unserer Erwartung bestätigt, wonach es die US-Währungshüter mit der Leitzinswende nicht allzu eilig haben. Perspektivisch rückt ein erster Zinssenkungsschritt aber langsam näher. Allerdings dürften es die Notenbankvertreter wohl vermeiden wollen im Vorfeld der Präsidentschaftswahl zu agieren, um sich nicht dem Vorwurf der politischen Einflussnahme auszusetzen. Wir favorisieren eine erste Lockerung der Zinszügel zum Ende des Jahres.

 

-- Christian Reicherter