Wholesale-CBDC Teil II: Hohes internationales Interesse

Wholesale-CBDC-Projekte werden von vielen Notenbanken vorangetrieben. Die EZB priorisiert das Interoperabilitätsmodell und erprobt derzeit Projekte von Deutscher Bundesbank, Banca d’Italia und Banque de France.
 

Nach der grundlegenden Analyse in Teil I „Digitaler Euro für die Banken“ dieser Studienreihe, die das Konzept von Wholesale-CBDCs auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie und die Motive der Notenbanken hinter einer möglichen Einführung beleuchtet hat, soll der Blick in Teil II „Hohes Internationales Interesse“ nun auf zentrale Projekte gerichtet werden. Dabei zeigt nicht nur der Euroraum, sondern auch eine Vielzahl an Notenbanken weltweit großes Interesse an Wholesale-CBDCs und liefert damit wichtige (technologische) Impulse. Häufig werden Wholesale-CBDC-Projekte dabei in Zusammenarbeit von Notenbanken unterschiedlicher Währungsräume aufgezogen, um die Abwicklung grenzüberschreitender Transaktionen realitätsnah abzubilden.


Bereits seit 2020 betreibt die Banque de France ein umfängliches Experimentierprogramm zu Wholesale-CBDCs und positionierte sich damit als Vorreiter der nationalen Notenbanken in der Eurozone. Auf Seiten der EZB wurde die hohe strategische Relevanz einer digitalen Zentralbankwährung für Geschäftsbanken und andere Finanzinstitutionen mittlerweile ebenfalls erkannt. Im Jahr 2023 gab es daher einen Aufruf der EZB zur Erprobung von Wholesale-CBDCs. Damit erfolgt ein Übergang von rein konzeptionellen Überlegungen hin zur Praxisnähe. Hieraus mündeten Projekte der Banque de France, von Banca d’Italia und der Deutschen Bundesbank, die alle auf einem Modell beruhen, bei der sich Vermögenswerte und Liquidität auf unterschiedlichen technischen Plattformen befinden (Interoperabilitätsmodell). Eine strategische Positionierung seitens der EZB hinsichtlich der technischen Umsetzung einer Wholesale-CBDC scheint somit gegeben.

 

Während das Eurosystem noch verschiedene Lösungsansätze erprobt, sind andere Währungsräume schon weiter. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist Singapur, das im November 2023 die Live-Pilotierung für eine Wholesale-CBDC für die Abwicklung von Großbetragstransaktionen im laufenden Jahr angekündigt hat. Singapur hat sich damit als Vorreiter bei der Implementierung von Wholesale-CBDCs positioniert. Ein weiterer wichtiger Meilenstein wurde in der Zusammenarbeit zwischen der Federal Reserve Bank of New York und der Monetary Authority of Singapore erreicht. Sie testeten erfolgreich die Interoperabilität ihrer CBDC-Netzwerke, was eine nahezu sofortige Abwicklung grenzüberschreitender Transaktionen ermöglicht. Diese Entwicklungen zeigen das enorme Potenzial von Wholesale-CBDCs, globale Finanztransaktionen zu revolutionieren und zu vereinfachen sowie dadurch deutlich günstiger zu machen.

 

-- Marcel Heinrichsmeier und Christian Arnold


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