DZ BANK Zinsprognose: EZB gibt Zinssenkungston an

Die EZB wird die Leitzinsen im Juni und damit mehrere Monate vor der US-Notenbank senken. Hoher Gleichlauf zwischen US-Renditen und Bundrenditen – Ausweitung der Leitzinsdifferenz ist marktseitig komplett antizipiert.

 

Das Bild stellt zwei Diagramme dar, die Finanzdaten und Prognosen zu Zinssätzen und Renditen in Prozent zeigen:

### 1. Linkes Diagramm: "Leitzinsdifferenz weitet sich aus"
- **Darstellung:**
  - Das Diagramm zeigt die Entwicklung der Zinsen für den Europäische Zentralbank (EZB) Einlagensatz und die obere Fed-Funds-Rate von 2021 bis 2025.
  - **EZB Einlagensatz** (gekennzeichnet mit einer blauen Linie): Ein Anstieg, der im Jahr 2022 beginnt und bis 2025 weiter prognostiziert wird.
  - **Obere Fed-Funds-Rate** (gekennzeichnet mit einer orange Linie): Zeigt ebenfalls ab 2021 einen Anstieg, jedoch unter der Rate der EZB.
  
- **Schlüsselpunkt:**
  - Die Differenz zwischen den beiden Zinsraten weitet sich über die Jahre aus, wobei die EZB-Rate wesentlich höher prognostiziert wird als die Fed-Rate.

### 2. Rechtes Diagramm: "Moderater Renditerückgang"
- **Darstellung:**
  - Das Diagramm zeigt die Entwicklung der Renditen für 10-jährige US-Anleihen und Bundesanleihen von 2021 bis 2025.
  - **US-Rendite 10 J** (gekennzeichnet mit einer blauen Linie): Die Rendite steigt stark im Jahr 2022 und stabilisiert sich danach, es wird ein leicht sinkender Trend bis 2025 prognostiziert.
  - **Bundesrendite 10 J** (gekennzeichnet mit einer orangen Linie): Die Rendite zeigt ebenfalls einen Anstieg, bleibt aber unter der US-Rendite.

- **Schlüsselpunkt:**
  - Während für US-Anleihen ein Start mit einem höheren Wert und kurzer, abgestufter Anstieg prognostiziert wird, fällt die Bundesrendite gemäß Prognose moderater zurück.

**Fazit:**
- **Leitzinsdifferenz:** Erwartung, dass der Zinssatz der EZB im Vergleich zum Fed höher wird und die Differenz sich ausdehnt.
- **Moderater Renditerückgang:** Während beide Anleiherenditen einen Anstieg bis 2023 zeigen, wird für die kommenden Jahre ein leichter Rückgang prognostiziert.

 

Die Europäische Zentralbank wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit vor der US-Notenbank mit Zinssenkungen beginnen. Dies wäre ein Novum in der Geschichte der EZB. Der Hauptgrund für die früheren Zinssenkungen der europäischen Währungshüter ist der zügigere Disinflationsprozess in der Eurozone. Wir erwarten, dass die EZB die Leitzinsen im Juni, September und Dezember senken wird, während die Zinswende in den USA voraussichtlich erst gegen Ende des Jahres erfolgen wird. Am Rentenmarkt gibt es Bedenken hinsichtlich einer möglichen Abwertung des Euro und steigender Renditen bei US-Staatsanleihen und Bundesanleihen, wenn die europäische vor der US-amerikanischen Notenbank handelt. Unseres Erachtens sind diese Befürchtungen jedoch überschaubar, da die Fed lediglich später aktiv werden wird. Die geldpolitische Ausrichtung der beiden Zentralbanken unterscheidet sich nicht grundlegend. Die Zinsdifferenz dürfte sich nur vorübergehend ausweiten. Zudem erhält der Euro derzeit sogar Rückenwind aufgrund positiver Konjunkturindikatoren in der Eurozone. In den Vereinigten Staaten zeichnet sich hingegen ein Nachlassen der wirtschaftlichen Dynamik ab.

 

Die EZB dürfte einen gemäßigten Kurswechsel in Richtung Normalisierung vollziehen. Eine moderate Zinssenkungspolitik ist unseres Erachtens angemessen, da die Inflationsraten bis zum Jahresende eher langsam zurückgehen werden. Auf Sicht von zwölf Monaten sollte der Einlagesatz daher bei 3,0% liegen. Die zehnjährigen Bundrenditen dürften sich in den kommenden Wochen seitwärts bewegen. Im Jahresverlauf erwarten wir einen weiteren moderaten Rückgang der Bundrenditen. Zum Jahresende sollten sie bei 2,20% und auf Sicht von zwölf Monaten bei 2,0% liegen. Am kurzen Ende der Kurve dürften die zweijährigen Renditen auf 1,90% fallen, da die EZB mit Leitzinssenkungen eine weniger restriktive Geldpolitik verfolgen wird.

 

In den USA wird die Inflationsrate in den kommenden Monaten moderat zurückgehen, was Spielraum für Zinssenkungen der Fed eröffnet. Gleichzeitig spricht die nachlassende konjunkturelle Dynamik für eine weniger restriktive Geldpolitik. Allerdings dürfte die Fed ihren Zinssenkungszyklus erst nach den US-Präsidentschaftswahlen einleiten. Die Renditen zehnjähriger US-Treasuries sollten in den kommenden Wochen leicht zurückgehen und im weiteren Jahresverlauf aufgrund der Zinssenkungserwartungen weiter nachgeben.

 

- Birgit Henseler